Schock aus China
Lithium zieht an, Antimon wird politisch: Diese Aktie könnte 2026 durchstarten
Anzeige
Finanzausgleich umgekehrt

Milliarden-Zusatzkosten der Energiewende 28.01.2024, 13:39 Uhr von dpa-AFX Jetzt kommentieren: 0

Werte zum Artikel
Name Aktuell Diff. Börse
E.ON 15,22 EUR +1,26 % Lang & Schwarz

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Die deutsche Energiebranche rechnet für die nächsten Jahre mit weiteren Milliardenkosten für die Stabilisierung des deutschen Stromnetzes. Zu den Hauptursachen zählen die Verzögerungen beim Netzausbau und der gemessen am hohen Bedarf unzureichende Ausbau der erneuerbaren Energien im Süden. Diese Faktoren machen nach Einschätzung von Verbänden, Unternehmen und Ökonomen auch in den nächsten Jahren ein aufwendiges "Netzengpassmanagement" notwendig.

Zahlen zu den Kosten des Engpassmanagements für das ganze Jahr 2023 gibt es noch nicht. Im ersten Halbjahr 2023 waren es laut Bundesnetzagentur über 1,6 Milliarden Euro, im Gesamtjahr 2022 4,2 Milliarden, in Teilen bedingt durch den Anstieg der Gaspreise.

Der Netzbetreiber Tennet geht davon aus, dass es an die zehn Jahre dauern könnte, die Kosten der Netzeingriffe wieder auf ein Minimum zu senken. Ob die Redispatch-Maßnahmen eventuell sogar weiter ansteigen könnten, ist nach Angaben des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) schwer vorauszusagen. "Kurzfristig ist noch nicht mit einer Entlastung der Redispatch-Kosten zu rechnen", prophezeite kürzlich Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung.

Doch was bedeutet "Engpassmanagement"? Im Norden wird mehr Ökostrom produziert als verbraucht, im Süden ist es umgekehrt. Deswegen muss mehr Strom von Nord nach Süd transportiert werden. Weil der Bau der Hochspannungstrassen "Südlink" und "Südostlink" sich um Jahre verzögert, reicht die Leitungskapazität häufig nicht.

Dann werden Ökostromanlagen - darunter viele Windräder im Norden - "abgeregelt". Im Süden müssen konventionelle Kraftwerke hochfahren, die viel teureren Strom produzieren. "Es ist nicht immer möglich, den Strom von den Erzeugungsanlagen zu den Verbrauchern zu transportieren", formuliert ein Sprecher der Bundesnetzagentur diplomatisch.

In den Kosten des Engpassmanagements enthalten ist die Vergütung für ungenutzten Ökostrom, der quasi für die Mülltonne erzeugt wird. Im Jahr 2022 zahlten die vier Übertragungsnetzbetreiber allein hierfür 900 Millionen Euro, 2021 waren es laut Bundesnetzagentur 800 Millionen.

2022 wurden nach Angaben eines Sprechers der Behörde knapp drei Prozent des Ökostroms abgeregelt, im Vergleich zur gesamten Stromerzeugung seien die Eingriffe gering.

Doch summiert sich dies über die Jahre auf eine zweistellige Milliardensumme. "Jetzt schon steigen durch die höher werdenden Netzentgelte infolge des großen Redispatchaufwandes in ganz Deutschland die Strompreise", sagt der Energieexperte Raimund Kamm.

Kamm ist Verfechter der Windenergie, steht mit dieser Einschätzung aber nicht allein: "Während Kosten für Redispatch Ausgaben sind, die verpuffen und keinen volkswirtschaftlichen Nutzen haben, zahlen sich Investitionen in die Strominfrastruktur langfristig aus", heißt es bei Tennet.

Nach ursprünglicher Planung hätten die zwei großen Gleichstromtrassen (HGÜ) schon 2022 fertig gestellt werden sollen. Der frühere Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) beharrte auf der Verlegung als Erdkabel, was die Fertigstellung bis 2027/28 verzögern wird. Ein prominenter Trassengegner war Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger, der mittlerweile sogar eine dritte Leitung fordert.

Die Verlegung von Erdkabeln dauert nicht nur Jahre länger, sondern ist auch etwa doppelt so teuer wie der Freileitungsbau. Die Engpasskosten fließen in die bundesweit einheitlichen Übertragungsnetzentgelte ein, auch der Börsenstrompreis ist ein bundesweiter.

Die Entgelte für die örtlichen Verteilnetze sind regional unterschiedlich hoch, sollen aber ebenfalls vereinheitlicht werden. Die Netzentgelte insgesamt werden in diesem Jahr nach Berechnungen der Portale Verivox und Check24 um etwa ein Viertel teurer, für eine vierköpfige Familie etwa 100 Euro im Jahr.

"Den tatsächlichen Kosten entsprechende Marktpreise wären im Norden niedriger und im Süden höher, in Bayern und Baden-Württemberg sehr hoch", sagt Ökonom Mathias Mier am Münchner Ifo-Institut. "Der Redispatch ist in dem Sinne ein umgekehrter Länderfinanzausgleich, von dem die Unternehmen in Süddeutschland sehr stark profitieren."

Bei der Stromversorgung wird also ganz Deutschland an den höheren Kosten im Süden beteiligt, inklusive der politisch verursachten. "Das zahlen vor allem die Privathaushalte", sagt der Münchner Energiefachmann. "Auch wenn die Stromtrassen eines Tages fertig gestellt sind, wird das das Problem nicht lösen."

Es gäbe eigentlich nur eine langfristige Lösung, meint der Wissenschaftler. "Und das wäre die Aufteilung Deutschlands in zwei oder mehr Strompreiszonen." Norddeutschland hätte dann einen Wettbewerbsvorteil bezüglich Strompreisen.

Politik und Wirtschaft im Süden lehnen eine Aufteilung in zwei Zonen naturgemäß ab. Bayerns Staatsregierung hat mittlerweile umgeschwenkt und unterstützt sowohl den Trassenbau als auch Windräder.

"Der Netzaus- und -umbau muss dringend weiter beschleunigt werden", fordert der BDEW. "Insbesondere die großen HGÜ-Verbindungen müssen nun zeitnah fertiggestellt werden."

Für eine sichere Stromversorgung notwendig wären nach allgemeiner Einschätzung auch neue (Gas)-Kraftwerke. Tennet beziffert den Bedarf auf 21 Gigawatt gesicherter Leistung bis 2031, davon zwei Drittel im Süden./cho/DP/jha

Kommentare (0) ... diskutiere mit.
Werbung

Handeln Sie Aktien bei SMARTBROKER+ für 0 Euro!* Profitieren Sie von kostenloser Depotführung, Zugriff auf 29 deutsche und internationale Börsenplätze und unschlagbar günstigen Konditionen – alles in einer innovativen, brandneuen App. Jetzt zu SMARTBROKER+ wechseln und durchstarten!

*Ab 500 EUR Ordervolumen über gettex. Zzgl. marktüblicher Spreads und Zuwendungen.

k.A. k.A. k.A. k.A.
k.A. k.A. k.A. k.A.
k.A. k.A. k.A. k.A.
Werbung
Weiter aufwärts?
Kurzfristig positionieren
Ask: 0,68
Hebel: 20
mit starkem Hebel
Ask: 2,62
Hebel: 5
mit kleinem Hebel
Smartbroker
Goldman Sachs
Den Basisprospekt sowie die Endgültigen Bedingungen und die Basisinformationsblätter erhalten Sie hier: GU2WL4 GV3A1E. Beachten Sie auch die weiteren Hinweise zu dieser Werbung. Der Emittent ist berechtigt, Wertpapiere mit open end-Laufzeit zu kündigen.
News-Kommentare
Thema
1 ROUNDUP/Merkel: 'Die Pandemie war eine demokratische Zumutung' Hauptdiskussion
2 Nach Reformen: Argentinien kehrt an den Finanzmarkt zurück Hauptdiskussion
3 ROUNDUP: Linke ebnet Weg zur Verabschiedung des Rentenpakets Hauptdiskussion
4 EU einig über Komplettverzicht auf Gas aus Russland Hauptdiskussion
5 Moskau erklärt Pokrowsk für erobert Hauptdiskussion
6 Trump hat sich für neuen Fed-Chef entschieden Hauptdiskussion
7 Deutschland und Polen wollen Partnerschaft vertiefen Hauptdiskussion
Alle Diskussionen
Schreib den ersten Kommentar!

Dis­clai­mer: Die hier an­ge­bo­te­nen Bei­trä­ge die­nen aus­schließ­lich der In­for­ma­t­ion und stel­len kei­ne Kauf- bzw. Ver­kaufs­em­pfeh­lung­en dar. Sie sind we­der ex­pli­zit noch im­pli­zit als Zu­sich­er­ung ei­ner be­stim­mt­en Kurs­ent­wick­lung der ge­nan­nt­en Fi­nanz­in­stru­men­te oder als Handl­ungs­auf­for­der­ung zu ver­steh­en. Der Er­werb von Wert­pa­pier­en birgt Ri­si­ken, die zum To­tal­ver­lust des ein­ge­setz­ten Ka­pi­tals füh­ren kön­nen. Die In­for­ma­tion­en er­setz­en kei­ne, auf die in­di­vi­du­el­len Be­dür­fnis­se aus­ge­rich­te­te, fach­kun­di­ge An­la­ge­be­ra­tung. Ei­ne Haf­tung oder Ga­ran­tie für die Ak­tu­ali­tät, Rich­tig­keit, An­ge­mes­sen­heit und Vol­lständ­ig­keit der zur Ver­fü­gung ge­stel­lt­en In­for­ma­tion­en so­wie für Ver­mö­gens­schä­den wird we­der aus­drück­lich noch stil­lschwei­gend über­nom­men. Die Mar­kets In­side Me­dia GmbH hat auf die ver­öf­fent­lich­ten In­hal­te kei­ner­lei Ein­fluss und vor Ver­öf­fent­lich­ung der Bei­trä­ge kei­ne Ken­nt­nis über In­halt und Ge­gen­stand die­ser. Die Ver­öf­fent­lich­ung der na­ment­lich ge­kenn­zeich­net­en Bei­trä­ge er­folgt ei­gen­ver­ant­wort­lich durch Au­tor­en wie z.B. Gast­kom­men­ta­tor­en, Nach­richt­en­ag­en­tur­en, Un­ter­neh­men. In­fol­ge­des­sen kön­nen die In­hal­te der Bei­trä­ge auch nicht von An­la­ge­in­te­res­sen der Mar­kets In­side Me­dia GmbH und/oder sei­nen Mit­ar­bei­tern oder Or­ga­nen be­stim­mt sein. Die Gast­kom­men­ta­tor­en, Nach­rich­ten­ag­en­tur­en, Un­ter­neh­men ge­hör­en nicht der Re­dak­tion der Mar­kets In­side Me­dia GmbH an. Ihre Mei­nung­en spie­geln nicht not­wen­di­ger­wei­se die Mei­nung­en und Auf­fas­sung­en der Mar­kets In­side Me­dia GmbH und de­ren Mit­ar­bei­ter wie­der. Aus­führ­lich­er Dis­clai­mer