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Zahl der Milliarden-Start-ups seit 2020 mehr als verdoppelt 07.03.2025, 06:00 Uhr von dpa-AFX Jetzt kommentieren: 0

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BERLIN (dpa-AFX) - Von der Gründung zur Milliardenfirma in wenigen Jahren: In der deutschen Techbranche gelingt vielen Firmen ein rasanter Aufstieg. Die Zahl der Start-ups mit Milliardenwert in hat sich innerhalb von fünf Jahren mehr als verdoppelt. Das geht aus Daten des Startup-Verbands hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen.

Demnach gab es Ende 2019 noch 11 Start-ups, die in Finanzierungsrunden mit mindestens einer Milliarde Euro bewertet wurden und nicht börsennotiert sind. Ende 2024 waren es bereits 28 solcher Firmen, die im Branchenjargon Einhörner oder Unicorns genannt werden. Der Rekordwert von 2023 mit 34 Unicorns wurde allerdings verfehlt.

Zu den wertvollsten Start-ups in Deutschland gehören aktuell der Fernbusbetreiber Flix, der KI-Übersetzungsdienst DeepL, der Neobroker Trade Republic, die Rüstungsfirma Helsing, die Softwarefirma Celonis und die Smartphone-Bank N26. Zuletzt flossen im Boom um Künstliche Intelligenz (KI) und Rüstung besonders große Summen von Investoren.

"Die Zahl der Unicorns in Deutschland und Europa ist in den letzten Jahren stetig gewachsen - ein Beweis für unsere Innovationskraft", sagte Verena Pausder, Vorstandsvorsitzende des Startup-Verbands.

"Wäre früher undenkbar gewesen"

Hendrik Brandis, Co-Gründer des Wagniskapitalgebers Earlybird, verweist auf den technologischen Fortschritt. "Grund für die steigende Zahl an Unicorns sind technologische Innovationen, darunter KI und Cloud-Computing, die sich exponentiell beschleunigen." Dieser technologische Wandel werde am Kapitalmarkt honoriert. "Früher wäre es undenkbar gewesen, innerhalb von fünf Jahren Unicorn-Status zu erreichen."

Europa und Deutschland seien bei innovativen Geschäftsmodellen auf die Landkarte gerückt. "Das zeigen beispielsweise das KI-Unternehmen Aleph Alpha, die Raketenfirma Isar Aerospace oder das Kernfusions-Start-up Marvel Fusion."

"Geld konzentriert sich auf große Player"

"Die Zahl der Unicorns wächst, obwohl die Bewertungen vor fünf Jahren viel euphorischer waren", erläutert Brandis. "Das Geld konzentriert sich zudem in schwierigen Zeiten auf die großen Player, die sich bereits bewiesen haben."

In der Corona-Pandemie hatten Start-ups von einem Digitalisierungsboom und niedrigen Zinsen profitiert. Seither sind die Zinsen gestiegen, viele Wachstumsfirmen kamen in Geldnot. Einige Start-ups strichen Jobs, andere meldeten Insolvenz an wie der Elektroflugzeugbauer Lilium .

Oft vom Ausland abhängig

Auch Sicht von Verbandschefin Pausder bleiben trotz der steigenden Zahl von Unicorns große Baustellen für die Techbranche: Fehlendes Kapital und mangelnde Möglichkeiten für Investoren, gewinnbringend aus Start-ups auszusteigen ("Exits"). "Deutsche Start-ups sind auf dem Weg zum Global Player oft auf außereuropäisches Kapital angewiesen."

Daher sei mehr privates Kapital vor allem von Großinvestoren nötig und mehr Exit-Möglichkeiten wie Unternehmenskäufe und Börsengänge. Denn mit Exits werde Investorengeld frei und könne in neue Start-ups fließen, sagte Pausder. Viele europäische Techunternehmen ziehe es aber zum Börsengang in die USA, was enorme Wertschöpfungsverluste verursache. "Börsengänge müssen daher bei uns schleunigst attraktiver werden."

Viele deutsche Start-ups kommen zwar in der frühen Wachstumsphase an Geld, bei großen Summen geht aber meist wenig ohne amerikanische Investoren. Hierzulande werden rechnerisch 90 Euro pro Einwohner in Wagniskapital investiert, in den USA (510 Euro) sind es laut Startup-Verband fast sechsmal so viel. Er sieht eine jährliche Finanzierungslücke von rund 30 Milliarden Euro. Großanleger wie Versicherungen dürfen aber nur beschränkt in Wagniskapital investieren und konzentrieren sich auf Staatsanleihen.

Brandis von Earlybird bringt einen anderen Weg ins Spiel, um große Investoren stärker für Wagniskapital zu gewinnen. "Eine Lösung wäre es, einen Dachfonds mit staatlicher Bürgschaft aufzulegen, der mindestens ein zweistelliges Milliardenvolumen hat."

Techbranche langfristig im Aufwärtstrend

Unbestritten ist aber, dass der Gründerstandort Deutschland langfristig große Fortschritte gemacht hat. Auch hat sich das Finanzierungsumfeld mit sinkenden Leitzinsen verbessert, stellt die Förderbank KfW fest, die eine Initiative von Konzernen für mehr Wagniskapital koordiniert. 2024 sammelten deutsche Start-ups laut Beratungsgesellschaft EY gut sieben Milliarden Euro Wagniskapital ein, knapp eine Milliarde mehr als im Vorjahr.

Auch die Wahrnehmung in der Politik habe sich geändert, beobachtet Brandis. "Das Thema Wagniskapital ist auf der Agenda der Politik angekommen. Sie hat verstanden, dass Venture Capital fundamental wichtig ist. Das war vor drei Jahren noch nicht so." Es bleibe aber viel zu tun: "Die Umsetzung, was Förderinitiativen anbelangt, ist zu zaghaft und bisher nur ein Tropfen auf den heißen Stein."/als/DP/zb

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