Bei Fresenius ist viel los in diesen Tagen. Das Gesundheitskonglomerat musste eine Prognoseänderung bekanntgeben für Fresenius als solches und die Dialysetochter FMC im speziellen. Ein neuer CEO wurde in das Boot geholt. Darüber hinaus wird gerade diskutiert, dass möglicherweise ein berüchtigter, aktivistischer Investor eingestiegen sei.

Fresenius – eine Leidensgeschichte

Fresenius

Vor fünf Jahren stand der Kurs von Fresenius noch bei knapp 70€, vor genau einem Jahr lag er bei ungefähr 40€, inzwischen steht er bei gut 22€, als Aktionär braucht man hier wirklich ein sehr dickes Fell. Nun konnte in den letzten Tagen ein scheinbar recht paradoxer Vorgang beobachtet werden: Fresenius gab am 30.10.2022 eine Gewinnwarnung raus, aber die Annahme, dass dieser sowieso schon krisengebeutelte Kurs nun natürlich abrutschen müsse, bewahrheitete sich nicht. Viel mehr sprang der Kurs danach erst einmal von 21,80€ auf 23,30€ und hat sich heute bei über 23€ eingependelt.

Fresenius

Was ist bei Fresenius los?

Es ist nicht das erste Mal, dass Fresenius eine Prognosekorrektur ankündigt, dennoch ist sie nicht minder enttäuschend. Verwiesen wird insbesondere auf das Amerika-Geschäft, das vor allem FMC belastet, sowie auf das schwierige gesamtwirtschaftliche Umfeld im Allgemeinen. Fresenius und FMC müssen somit ihre Gewinnziele für 2022 niedriger ansetzen als bisher. Der vor einem Monat neu inthronisierte CEO Michael Sen spart trotzdem nicht mit Optimismus und will alle Geschäfte „durchdeklinieren“, „auf den Prüfstand stellen“ und den „Reset-Knopf“ drücken. Fresenius erwartet nun einen Rückgang des währungsbereinigten Gewinns um 10 Prozent auf 1,28 Milliarden Euro und ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum um 4 Prozent auf 30,2 Milliarden Euro.

Neuer Investor und neue Bewertungen

Nun muss zu Fresenius auch gesagt werden, dass das Unternehmen nicht unerheblichen Verbindlichkeiten von 28,3 Milliarden Euro gegenübersteht. Dies ist dem lange Jahre gepflegtem Geschäftsmodell geschuldet mit stark kreditfinanzierten Übernahmen zu wachsen und den Schuldenberg dann über Rückflüsse abzubauen. Dieser relativ hohe Verschuldungsgrad, bei einer Bilanzsumme von 76 Milliarden Euro, und die Komplexität der Unternehmensstruktur als solche, soll der Grund sein, dass der berüchtigte Investor Elliott Management eingestiegen sei. Möglicherweise könnte genau das mit der Grund sein, warum der Aktienkurs erst einmal stabil geblieben ist: Ein neuer handlungsfähiger CEO, der frischen Wind hereinbringt, plus etwas Druck von außen, dazu der sehr günstige Preis momentan und eben die Annahme, dass inzwischen nun sämtliche Hiobsbotschaften eingepreist sein könnten.

Auch nach der Prognosesenkung lassen Jefferies und UBS, Fresenius dementsprechend auf „Hold“ bzw. „Neutral“, Barclays geht sogar auf „Overweight“ mit einem Kursziel von 34 Euro. Die Situation für Fresenius mag verfahren und nicht minder kompliziert sein, aber nach langer Zeit scheinen manche nun doch zu glauben, dass es zu etwas Bewegung kommen und Fresenius seinen Titel als Anlegerschreck verlieren könnte.

/ts

Quelle: BörsenNEWS.de