Die Aussichten der Kohlenstoffstahlindustrie scheinen sich weiter zu verdüstern. Die Industrie agiert weiterhin in einem schwierigen Umfeld, ist sehr energieintensiv und steht vor massiven Herausforderungen, was die Dekarbonisierung bzw. grüne Transformation betrifft. Die Gaskrise macht schon den Übergang dahin zu einem Drahtseilakt.

ThyssenKrupp rutscht ab

Seit nunmehr zwei Wochen befindet sich ThyssenKrupp im börslichen Handel in einer Abwärtsspirale. Von ehemals 6,35 Euro ging es in zwei Wochen auf 5,04 Euro hinab. Die Probleme sind mannigfaltig, die Analysten skeptisch, nicht nur für ThyssenKrupp, sondern für die ganze Stahlindustrie, wie es scheint. 

Inzwischen steht ThyssenKrupp heute bei 4,50 Euro, ein Minus von über 10 Prozent zum Vortag. Analysten von JP Morgan haben eine Studie veröffentlicht, die ThyssenKrupp auf ‘Underweight’ einstuft. Die Profitabilität der ganzen Kohlenstoffstahlbranche wird angezweifelt, die Tiefstände innerhalb der Coronapandemie könnten getestet werden. Düstere Aussichten nicht nur für ThyssenKrupp, sondern auch für Salzgitter, ArcelorMittal und Voestalpine

ThyssenKrupp

Sinkende Preise und steigende Kosten zehren an den Gewinnen, dazu ist zu erwarten, dass die Volumina bei potentiell ausbleibender Nachfrage aus der Autoindustrie niedrig bleiben. Und das für die nächsten drei bis vier Quartale, wie JP Morgan konstatiert. ThyssenKrupp im Besonderen wird in dieser Bewertung, trotz der unterdurchschnittlichen Entwicklung gegenüber dem Markt, als noch nicht extrem günstig bezeichnet und werde dementsprechend möglicherweise mit einem ungerechtfertigten Aufschlag gegenüber der Konkurrenz gehandelt. 

ThyssenKrupp

Die Herausforderung ‚grüner Stahl‘

Aufgrund der Gaskrise erwarten Stahlhersteller Mehrkosten in mindestens dreistelliger Millionenhöhe. Die Branche ist allgemein stark abhängig von Erdgas als Energieträger, dementsprechend wird branchenübergreifend massiv in den Ausbau der Kapazitäten für ‘grünen Stahl’ investiert. Auch ThyssenKrupp strebt eine Zwei-Milliarden-Euro Investition an und hofft auf eine Beteiligung des Bundes zur Dekarbonisierung. Leider ist das Unternehmen Schlusslicht in der deutschen Stahlindustrie, was die Bekanntgabe dieser Investition betrifft, allerdings warten alle noch auf die Freigabe des Förderprogramms durch die Europäische Kommission. Zumindest in dieser Hinsicht könnte angesichts der staatlichen Zusagen für die grüne Transformation wieder eine gute Nachricht auf die Stahlbranche zukommen. Aber Problematisch ist wohl erstmal, dass gerade Erdgas eigentlich der Energieträger des Übergangs hinzu mit Hilfe von Wasserstoff betriebenen Elektroöfen ist. 

Quelle: BörsenNEWS.de