Die Kurse der einstigen Wasserstoff-Highflyer liegen fast allesamt am Boden. Fantasie für höhere Kurse ist kaum noch vorhanden. Zeit für frischen Wind im Depot! Hier sind unsere Kandidaten zum Durchlüften.

Die Charts von Plug Power, Nel oder ITM Power bieten kein schönes Bild. Die Kurse kennen nur eine Richtung: Süden! Dabei ist es noch gar nicht so lange her, da wurden Plug Power & Co als die Stars der Wasserstoff-Branche gefeiert. Die Zahlen passen aber immer noch nicht so recht. Über die Aktien schwappt eine Welle der Ernüchterung. Damit ist der nächste Erholungsversuch der "Wasserstoff-Perlen" wohl erneut vorbei.

Neue Favoriten müssen her – Wasserstoff bleibt ein heißes Thema. Wir haben uns mal umgeschaut, wer die einstigen Highflyer ablösen könnte. Gefunden haben wir drei Kandidaten.

Nummer 1: Shell

Nicht gleich den Kopf schütteln. Shell als große Chance bei grünem Wasserstoff? Ja! Der Ölmulti hat schon früh die Zeichen der Zeit erkannt und die Weichen erfolgsversprechend gestellt. Mit kleinen, aber feinen Übernahmen, hat Shell sein Engagement bei regenerativen Energien geschickt ausgebaut. Das hat zwei Vorteile: Zum einen wird die Abhängigkeit vom Ölpreis immer kleiner und zum anderen wird das Image aufpoliert.

Die Nähe und Verbundenheit zum Hafen Rotterdam ist für Shell ein weiterer Vorteil. Europas größter Seehafen möchte auch die größte europäische Adresse für Wasserstoff werden. "Wir wollen Europas größtes Wasserstoffzentrum und der führende Hafen für die Einfuhr von Wasserstoff werden, sagte Nico van Dooren, Director New Business Development & Portfolio beim Hafenbetrieb Rotterdam, Mitte März gegenüber Journalisten der Fachzeitschrift "Täglicher Hafenbericht".

Das hochgesteckte Ziel soll auf zwei Wegen erreicht werden. Zum einen durch den Import von Wasserstoff und zum anderen durch eigene Produktion. Bei letzterem kommt Shell ins Spiel. Der Ölmulti baut im Rotterdamer Hafen auf der Maasvlkte 2 eine der größten europäischen Anlagen für grünen Wasserstoff. Die Anlage wird den Namen Holland Hydrogen I tragen und soll 2025 in Betrieb genommen werden. Der 200-MW-Elektrolyseur soll täglich 60.000 Kilogramm grünen Wasserstoff produzieren. Der Strom für den grünen Wasserstoff kommt aus dem Offshore-Windpark Hollands Kust, der sich teilweise im Besitz von Shell befindet.

Somit bietet sich die Shell-Aktie sehr gut an, um den Übergang von fossilen Brennstoffen zu regenerativen im Depot abzubilden. Versüßt wird das Ganze noch mit einer Dividendenrendite von rund fünf Prozent.

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Nummer 2: CF Industries Holdings

Die Amerikaner sind ein weltweit führender Hersteller von Wasserstoff- und Stickstoffprodukten. Um diese Stellung zu untermauern, bauen die Amerikaner in ihrem Produktionskomplex in Donaldsville in Louisiana eine 20 MW-Anlage zur Produktion von grünem Wasserstoff, der in grünes Ammoniak umgewandelt werden soll. Die Produktionskapazität soll bei 20.000 Tonnen grünem Ammoniak liegen.

Grünes Ammoniak kann als hocheffizientes Speicher- und Transportmedium für erneuerbare Energie und direkt als klimaneutraler Kraftstoff, z.B. im Seeverkehr, eingesetzt werden.

2022 konnte CF Industries im Vergleich zum Vorjahr den Umsatz um 71 Prozent auf 11,2 Milliarden US-Dollar steigern. Der Gewinn wurde noch deutlicher in die Höhe geschraubt. Er zog um 265 Prozent auf 3,35 Milliarden US-Dollar an. Damit trafen die Amerikaner zwar nicht ganz die Erwartungen der Analysten, aber die bleiben trotzdem positiv gestimmt für die Aktie. Laut CNBC gibt es 20 Bewertungen für das Papier. Eine lautet "Strong Buy", elf Experten raten zu "Buy", sieben zu "Hold" und eine Einschätzung liegt bei "Underperform".

Das durchschnittliche Kursziel der Experten liegt bei 95,53 US-Dollar, was der Aktie ein Potenzial von rund 30 Prozent verleiht. Das höchste Kursziel liegt bei 115 US-Dollar. Das geschätzte Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt für das laufende Jahr bei 4,5.

Die Zahlen für das erste Quartal wird CF Industries am 01.Mai nach US-Börsenschluss veröffentlichen. Erste Schätzungen der Experten deuten darauf hin, dass die Amerikaner nicht mehr an das gute Jahr 2022 anschließen können und Rückgänge bei Erlösen und Gewinn verzeichnen werden. Anleger, die etwas Risiko aus der Investition nehmen möchten, sollten daher die Zahlen abwarten.

Nummer 3: Industrie de Nora

Der dritte Tipp kommt aus Italien und ist noch relativ frisch an der Börse. Das IPO von Industrie de Nora fand am 30. Juni des vergangenen Jahres statt. Obwohl einige andere Unternehmen im vergangenen Jahr ihren Börsengang verschoben haben, sind die Italiener auf das Parkett gesprungen. Der Start war zwar holprig, aus heutiger Sicht aber richtig. Der Emissionspreis lag bei 13,50 Euro, heute steht die Aktie bei etwas mehr als 17 Euro.

Der italienische Wasserstoff-Experte gehört zu den weltweit führenden Herstellern von Elektroden, die ein wichtiger Bestandteil der Technologie zur Erzeugung von grünem Wasserstoff sind. Mit einer Marktkapitalisierung von 760 Millionen Euro ist das Unternehmen der kleinste Player unter unseren Tipps. Auch weist das geschätzte KGV von etwas mehr als 30 daraufhin, dass die Aktie riskanter ist als seine beiden Vorgänger.

Das vergangene Jahr hat Industrie de Nora mehr als ordentlich abgeschlossen. Mit Erlösen von 859,3 Millionen Euro wurde der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 39 Prozent gesteigert. Der Nettogewinn erhöhte sich im gleichen Zeitraum um 35 Prozent auf 89,7 Millionen Euro.

Ein weiteres Plus für die Aktie ist die Beteiligung an Nucera. Die Italiener halten 34 Prozent an der Wasserstoff-Tochter von ThyssenKrupp. Industrie de Nora profitiert daher ebenfalls von dem möglichen Nucera-Börsengang. Neueste Gerüchte besagen, dass er bereits im Juni stattfinden könnte. Aber genauso wie ThyssenKrupp hält sich Industrie de Nora zu diesem Thema bedeckt.

Sollte das IPO tatsächlich im Juni über die Bühne gehen, dann dürfte die Aktie sicherlich den nächsten Versuch unternehmen, die Marke von 20 Euro nachhaltig zu knacken.

Fazit:

Schnelle, kräftige Kursgewinne sind mit den vorgestellten Aktien sicherlich nicht zu erzielen. Dafür bieten alle drei Papiere nachhaltige Wachstumschancen. Langfristig orientierte Anleger dürften im Depot viel Spaß mit den Aktien haben. Deutlich mehr als Plug Power, Nel oder ITM Power gerade und wohl auch in Zukunft bieten werden.

Markus Weingran, wallstreet:online Zentralredaktion


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Quelle: Wallstreet Online