Der Wert der sichersten Bonds, die sich häufig in den Portfolios der Banken befinden, ist deutlich geschrumpft. Das könnte einigen Instituten Probleme bereiten.

Anfang des Jahres hat der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank zu einer Erschütterung des weltweiten Bankensystems geführt. Zum Verhängnis wurden der Regionalbank massive Verluste in ihrem Portfolio mit US-Treasuries. Diese Staatsanleihen gelten eigentlich als sehr sicheres Investment und werden von Banken weltweit gehalten.

Nachdem nun die Notenbanken die Leitzinsen heraufgesetzt haben, ist das Interesse an den älteren Treasuries, die nur gering verzinst sind, gesunken. Die neuen Bonds bieten einfach eine höhere Rendite - wer will da noch die schwach rentierenden Papiere haben? Als Silicon-Kunden aber in kürzester Zeit Riesensummen von der Bank abheben wollten, mussten diese Treasuries zu sehr schlechten Preisen zu Geld gemacht werden. Und dieses Geld reichte nicht aus, um den Bedarf zu decken.

Die Leitzinsen sind aber immer weiter gestiegen und mit ihnen auch die Gefahr, die in den Portfolios der Banken schlummert, die zu großen Teilen auf Anleihen setzen.

Ein Beispiel: Der Preis für die mit 2,55 Prozent verzinste Unternehmensanleihe von Apple ist von 100,59 US-Dollar Ende 2020 auf mittlerweile 61,80 US-Dollar gefallen. Der Wert dieser Bonds mit einer Laufzeit bis 2060 hat also um etwa 40 Prozent nachgelassen. Das liegt nun nicht daran, dass Apple ein wenig vertrauenswürdiges Unternehmen wäre, sondern ist darauf zurückzuführen, dass aktuellere Papiere mittlerweile eine deutlich höhere Rendite bieten. Die Fed hat die Leitzinsen in dem Zeitraum um mehr als 500 Basispunkte angehoben. Kaum jemand will also mehr die niedrig verzinsten Apple-Bonds.

"Die Zinssätze steigen - die Anleihekurse sinken. Eine Million US-Dollar, die in diese Apple-Anleihe investiert wurden, sind jetzt 600.000 US-Dollar wert", erklärt Larry McDonald, Markt-Guru und Verfasser des "Bear Traps Report", in einem Beitrag auf X, dem Twitter-Nachfolger. "Es besteht hier ein Durationsrisiko." Gleichzeitig verweist er darauf, dass sich in den Bankbilanzen Bonds befinden, die noch wesentlich weniger sicher als die von Apple sind.

Wenn die Anleihen von Unternehmen mit Top-Rating wie Apple durch steigende Zinssätze so stark belastet werden können, müssen die Rückgänge auf dem breiteren Anleihemarkt beträchtlich sein, ist die logische Konsequenz, wenn man McDonalds Gedanken weiter führt. Wenn sich also Verunsicherung ausbreitet und viele Bankkunden schnell größere Summen abheben wollen, besteht die Gefahr, dass dies zu Liquiditätsschwierigkeiten bei Instituten führt, die stark in Bonds investiert sind. Denn entweder sie verfügen über ausreichende liquide Mittel, um der Nachfrage nachzukommen, oder sie müssen einen Teil der Anleihen in ihren Portfolios verkaufen. Aber wer will die dann haben? Und zu welchem Preis?

Autor: Ingo Kolf, wallstreetONLINE Zentralredaktion


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