Die US-Inflation sank in der vergangenen Woche wie erwartet, auch wenn die Kerninflation noch immer hartnäckig bleibt und kaum sinkt.

Das große Gesamtbild jedoch, das Anleger sehen sollten, ist, dass die Gesamtinflation tatsächlich sinkt. Es würde mich nicht überraschen, wenn die jährliche Kernrate des Verbraucherpreisindex CPI (Consumer Price Index) in den USA innerhalb der nächsten drei Monate in den Bereich von drei Prozent gegenüber dem Vorjahr fallen würde, allein aufgrund des Basiseffekts, wenn die hohen Inflationszahlen ab Oktober 2022 allmählich bei der Berechnung rausfallen.

Angenommen, die Kerninflation sinkt tatsächlich in den mittleren Drei-Prozent-Bereich, während die US-Leitzinsen bei 5,25 bis 5,50 Prozent liegen und die US-Notenbank (Fed) die Zinsen nicht senkt, würde dies das Wirtschaftswachstum bremsen. Die Fed könnte sich daher veranlasst sehen, die Zinsen im ersten Quartal 2023 zu senken. Dann dürfte der Zeitpunkt für eine ernsthafte Zinswende gekommen sein. Die Zinssätze an den Geldmärkten und die der kurzfristigen festverzinslichen Wertpapiere könnten auf drei Prozent oder weniger fallen und das Geld würde wieder in dividendenstarke Aktien fließen.

Am vergangenen Freitag (11.8.) lag die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihe bei 4,17 Prozent und damit knapp unter dem jüngsten Höchststand von 4,21 Prozent vom 3. August. Natürlich könnte ich auch völlig daneben liegen, aber für mich war dies der Ausverkauf am Anleihemarkt, denn die Anleihehändler haben die bevorstehende Emission von Staatsanleihen eingepreist, seit der Kongress die Schuldenobergrenze angehoben hat.

 

 

Die Berichtssaison für das zweite Quartal war im Allgemeinen recht anständig, abgesehen vom Energiesektor, der auf seine Weise für das laufende Quartal einige positive Zahlen vorlegen wird. Sobald wir den August hinter uns haben und unter der Annahme, dass die Zinsen in diesem Monat ihren Höhepunkt erreicht haben, sollte sich die Stimmung in Richtung eines frühen Ertrags-Erholungszyklus verschieben. Historisch gesehen treibt dieser das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des S&P 500 nach oben, bis die tatsächlichen Gewinne nachziehen. Dies deutet darauf hin, dass der Markt durchaus mit einem KGV von 22 bis 23 gehandelt werden könnte.

Und da der US-Dollar in einem risikofreudigeren Umfeld voraussichtlich weiter sinken wird, könnte die aktuelle Schätzung von FactSet Research Systems für den S&P-500-Gewinn für 2024 von 235 US-Dollar auf 255 bis 260 US-Dollar angehoben werden. Das bedeutet einen Anstieg des S&P-500-Indexstands um 25 Prozent auf circa 5.600 Punkte bis Weihnachten 2024 gegenüber einem Schlussstand von 4.464 Punkten vom vergangenen Freitag (11.8.). Ich bin mir nicht sicher, ob jemand schon dieses Kursziel formuliert hat, aber wenn nicht, dann haben Sie es hier zuerst gehört.


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Wenn meine Prognose richtig ist, sollten Anleger die zweite Hälfte dieses chaotischen Augusts nutzen, um in Aktien einzusteigen, und zwar besonders in Aktien mit saftigen Dividenden. Zum Vergleich: Derzeit liegen die Zinsen in den USA bei rund vier Prozent, was grundsätzlich positiv ist, da die Bildung von zu viel Kapital (leichtem Geld) verhindert wird. Dennoch ist das ein Niveau, auf dem Unternehmen viel Geld verdienen können. Historisch gesehen ein idealer Punkt für die Wirtschaft, die Unternehmensgewinne und das KGV.

Auf dem Markt für Ramschanleihen (Junk Bonds) sinken die Risikoaufschläge bereits. Dies sind erste Anzeichen für einen Stimmungsumschwung, bei dem der Optimismus hinsichtlich der Kreditwürdigkeit zunimmt und die Rezessionsängste abnehmen. In einer Zeit, in der die Preise für Staatsanleihen zurückgehen, steigen die Preise für Anleihen ohne Investment-Grade-Rating. Der Kreditmarkt war schon immer ein Vorbote für die Entwicklung von Aktien. Historisch gesehen geht die Entwicklung des Junk-Bond-Marktes der des Aktienmarktes voraus. Die Kursentwicklung des größten börsengehandelten Fonds für hochverzinsliche Unternehmensanleihen (ishares iBoxx High Yield Corporate Bond ETF) war in den letzten fünf Monaten zwar unbeständig, zeigt jedoch einen leichten Aufwärtstrend, wie nachfolgende Grafik zeigt.

 

 

Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, in denen vier Prozent unglaublich niedrig schienen, und jetzt ist der Markt so pessimistisch, wenn das längere Ende der Renditekurve die Vier-Prozent-Marke überschreitet. Die jüngsten Verkäufe auf dem Anleihemarkt werden zurückgeführt auf die Herabstufung der Ratings, die Emission neuer Anleihen und die Furcht vor dem Damoklesschwert der himmelhohen Staatsverschuldung.

Ich würde meinen letzten Dollar darauf verwetten, dass das größte Thema im Wahlkampf um das Weiße Haus im nächsten Jahr die finanzpolitische Verantwortung sein wird. Die Ratingagentur Fitch hat das Streichholz angezündet, Moody's hat Öl ins Feuer gegossen, und ich hoffe, dass sich der amerikanische Steuerzahler einen Dreck darum schert, wenn er darüber abstimmt, wer die gegenwärtige Schuldenspirale umkehren soll.

Wenn es in den Debatten nur noch darum geht, wie man die Sozialversicherung, die Krankenversicherungsprogramme (Medicare und Medicaid) und das Rentenprogramm der US-Regierung vor dem Bankrott bewahren kann, während sich die Zinszahlungen für die Staatsverschuldung im Jahr 2024 auf 800 Milliarden US-Dollar belaufen, wird der Markt meiner Meinung nach zu der Erkenntnis kommen, dass im Weißen Haus ein neuer Kurs eingeschlagen werden muss. Gesetzgeber, die ihre Karriere im Kongress aufrechterhalten wollen, könnten gezwungen sein, sich dem zu fügen.

 

 

Ich bin der festen Überzeugung, dass klug denkende Amerikaner es satt haben, ständig die fiskalischen Liegestühle auf der Titanic neu zu arrangieren und dabei die Bilanz der Nation sowie die Fähigkeit, diese für künftige Generationen wichtigen Programme zu finanzieren, aufs Spiel zu setzen. Die meisten Menschen aller Einkommensklassen waren zu bequem, ihre Stimme zu erheben, und dennoch hat die Inflation die Haushaltsbudgets von Millionen von Familien stark in Mitleidenschaft gezogen.

Es liegt auf der Hand, dass die Frustration über die verschwenderische Steuer- und Ausgabenpolitik der US-Regierung einen Wendepunkt erreichen wird, der die Wählerschaft zu einer neuen öffentlichen Debatte über den Ausgleich der Haushaltsausgaben zwingt. Es handelt sich um eine große makroökonomische Diskussion, die aber wahrscheinlich im nächsten Jahr mit Feuer und Schwefel geführt werden wird und die als Katalysator für den Markt wirken wird – ganz einfach, weil sie im Wahlkampf im Mittelpunkt stehen wird.

Ob in Washington tatsächlich etwas auf gesetzgeberischer Ebene geschieht, steht auf einem ganz anderen Blatt. Das bleibt abzuwarten, aber da die Wahrnehmung stärker ist als die Realität, wird der Markt wahrscheinlich positiv auf die Rhetorik eines ausgeglichenen Haushalts reagieren. Wenn ja, wird der August 2023 als eine großartige Zeit für den Kauf von Dividendenaktien in Erinnerung bleiben.

Genau solche Werte empfehle ich in meinem Börsendienst, der in wenigen Wochen auch in Deutschland startet. Ich werde Sie an dieser Stelle gerne auf dem Laufenden halten. Seien Sie gespannt.

[ignoreKi] Bryan Perry für die wallstreetONLINE Zentralredaktion [/ignoreKi]

 


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