Nachkaufen ist oft ein schlechter Rat …

vom 10.12.2021, 12:13 Uhr
JohnStuartMill
25285 Leser

Ihr kennt es sicher: Wer schon seit  einigen Jahren an der Börse ist, dem gelingen nicht nur erfolgreiche Investments. Wer von 10 Aktien, die er kauft, 7 oder 8 in den Gewinn führt, der ist in der Regel schon gut. Das ein oder andere gerät allerdings zum Desaster. Eine gerade erst gekaufte Aktie geht schon kurz nach dem Einstieg in den Sinkflug über. Minus 10 %  - noch ist man der Meinung , die anderen irren sich einfach. Und dann geht es doch  in Schüben weiter abwärts. Nach Minus 20 % und sogar minus 30 % gibt es häufig eine gut nachvollziehbare Reaktion. Anleger neigen dann einfach zum Zukauf – oft sogar mehrmals. Sie betrachten ihr Invest nicht einfach als eine der erwähnten Verlustpositionen, die jeder immer wieder mal zu verzeichnen hat. Nein, anstelle dessen versuchen viele durch Zukäufe ihren Durchschnitts-EK zu senken. Damit hängen im Hinterkopf 2 Dinge. Erstens, dass die Aktie ja wieder steigen wird und zweitens, dass die Gewinnschwelle ja dann früher erreicht wird und schneller ein Gewinn realisiert werden kann.

Wo befindet sich der Haken ?

Meines Erachtens wird dabei zu wenig darauf geschaut, ob es Gründe für den Kursverfall gibt, die das mittlerweile niedrige Niveau erklären. Sind diese nämlich nicht nur vorrübergehend, so würde ich generell von Zukäufen eher abraten.

Anstelle dessen aber führt ein Kursverfall bei einer Reihe von Anlegern eher zu 2 Dingen:

Es wird zugekauft, oft mehrmals bei weiter fallende Kursen. Und, irgendwann steckt ein hoher Anteil des Depotwertes in einem einzigen Wert. Und letzteres hat noch eine üble  Begleiterscheinung. Geht es nämlich jetzt noch weiter bergab, dann leidet das Depot enorm und man trauert den vielen anderen Werten nach, die im gleichen Zeitraum gestiegen sind, aber sie zu kaufen fehlte schlicht die Liquidität. Und das wiederum führt zum absoluten Katastrophenfall. Nämlich:  entnervt von empfindlichen Verlusten und Null Liquidität für den Kauf anderer Aktien, das Handtuch dann doch zu werfen. Das ergeht oft vielen Anlegern in der gleichen Aktie sogar gleichzeitig so, und es kommt zu einer Art „sell off“. Die Aktie wird endlich verkauft, nicht selten auf dem absoluten Tief des Jahres,  und ein gewaltiger Verlust wird realisiert.  

Und ich erwähne noch einen Schritt weiter. Nicht selten erleben wir danach einen Kursanstieg. Welches Gefühl kommt auf ? Ja klar: „Hatte ich es doch gewusst, ich hätte nicht verkaufen sollen“. Tja, und dann oft die Krönung der Disziplin: Zu mittlerweile wieder gestiegen Kursen wird die Aktie wieder gekauft. Warum machen wir das ? Ganz einfach: Wir neigen dazu uns die Verluste, die wir erleiden, wieder in der gleichen Aktie zurück zu holen, die uns einen Verlust eingebracht hat. Wir wollen quasi die Niederlage in einem Rückspiel in einen Sieg verwandeln. Und wenn es hilft: Ist mir alles auch schon passiert ;-)

Heißt das Nachkaufen ist generell abzulehnen oder zu vermeiden ? Nein ! Das heißt es nicht in allen Fällen. Nur sollte dies nicht vor dem alleinigen Hintergrund geschehen, dass dadurch der Durchschnitts-EK gesenkt werden soll. Es sollte meines Erachtens vor dem Hintergrund geschehen, dass der Aktie vom heutigen Tag (also dem Tag des Zukaufes) unter Berücksichtigung der letzten Informationen, ein deutlich höherer Wert in der Zukunft beigemessen wird. Dabei ist zu vermeiden, eine selektive Wahrnehmung zu entwickeln. Denn wenn wir eine Schieflage haben, dann neigen wir dazu nur positive Nachrichten zu registrieren. Eine solche sorgt dafür, dass wir immer wieder Verlustbringer viel zu lange behalten und sogar zukaufen, anstelle die Verluste zu begrenzen. Ihr kennt doch den Satz „Verluste begrenzen – Gewinne laufen lassen“. Oder wenn nicht so, dann wenigstens in einfacher Form eine Talsohle durchhalten und nicht zu viel Geld durch mehrfache Zukäufe in eine einzige Aktie stecken.

 

Dies alles gilt es zu bedenken, wenn ihr wieder einmal eine Aktie angepackt habt, die über Monate nur eine Richtung kennt, nämlich nach unten. Aktien kaufen geht ja schnell und Erfolge darunter hat so gut wie jeder. in Zeiten allgemein guter Börsenzeiten. Aber nur wer auch seine Verluste zu managen weiß, sorgt langfristig für eine überdurchschnittliche Performance in seinem Gesamtdepot. Und dies wünsche ich mir, Dir und allen, die mit Aktien „gut essen“ wollen !

 

JSM

Werte zum Blogbeitrag
Name Aktuell Diff. Börse
Bayer 26,27 EUR -0,06 % TTMzero RT
Bico Group Registered (b) 3,763 EUR +0,24 % Lang & Schwarz
Fresenius 26,89 EUR +1,47 % TTMzero RT
Morphosys 67,73 EUR +0,04 % L&S Exchange
Slm Solutions Group 19,10 EUR +0,21 % Tradegate
Sma Solar Technology 46,17 EUR -2,45 % TTMzero RT
Teco 2030 0,1845 EUR -1,07 % Lang & Schwarz
Teladoc Health 12,21 EUR -1,33 % Lang & Schwarz
Windeln.de 0,49 EUR -1,21 % Tradegate

Dis­clai­mer: Die hier an­ge­bo­te­nen Bei­trä­ge die­nen aus­schließ­lich der In­for­ma­t­ion und stel­len kei­ne Kauf- bzw. Ver­kaufs­em­pfeh­lung­en dar. Sie sind we­der ex­pli­zit noch im­pli­zit als Zu­sich­er­ung ei­ner be­stim­mt­en Kurs­ent­wick­lung der ge­nan­nt­en Fi­nanz­in­stru­men­te oder als Handl­ungs­auf­for­der­ung zu ver­steh­en. Der Er­werb von Wert­pa­pier­en birgt Ri­si­ken, die zum To­tal­ver­lust des ein­ge­setz­ten Ka­pi­tals füh­ren kön­nen. Die In­for­ma­tion­en er­setz­en kei­ne, auf die in­di­vi­du­el­len Be­dür­fnis­se aus­ge­rich­te­te, fach­kun­di­ge An­la­ge­be­ra­tung. Ei­ne Haf­tung oder Ga­ran­tie für die Ak­tu­ali­tät, Rich­tig­keit, An­ge­mes­sen­heit und Vol­lständ­ig­keit der zur Ver­fü­gung ge­stel­lt­en In­for­ma­tion­en so­wie für Ver­mö­gens­schä­den wird we­der aus­drück­lich noch stil­lschwei­gend über­nom­men. Die Mar­kets In­side Me­dia GmbH hat auf die ver­öf­fent­lich­ten In­hal­te kei­ner­lei Ein­fluss und vor Ver­öf­fent­lich­ung der Bei­trä­ge kei­ne Ken­nt­nis über In­halt und Ge­gen­stand die­ser. Die Ver­öf­fent­lich­ung der na­ment­lich ge­kenn­zeich­net­en Bei­trä­ge er­folgt ei­gen­ver­ant­wort­lich durch Au­tor­en wie z.B. Gast­kom­men­ta­tor­en, Nach­richt­en­ag­en­tur­en, Un­ter­neh­men. In­fol­ge­des­sen kön­nen die In­hal­te der Bei­trä­ge auch nicht von An­la­ge­in­te­res­sen der Mar­kets In­side Me­dia GmbH und/oder sei­nen Mit­ar­bei­tern oder Or­ga­nen be­stim­mt sein. Die Gast­kom­men­ta­tor­en, Nach­rich­ten­ag­en­tur­en, Un­ter­neh­men ge­hör­en nicht der Re­dak­tion der Mar­kets In­side Me­dia GmbH an. Ihre Mei­nung­en spie­geln nicht not­wen­di­ger­wei­se die Mei­nung­en und Auf­fas­sung­en der Mar­kets In­side Me­dia GmbH und de­ren Mit­ar­bei­ter wie­der. Aus­führ­lich­er Dis­clai­mer