HEIDELBERG (dpa-AFX) - Heidelberger Druck hat im dritten Geschäftsquartal eine abflauende Nachfrage zu spüren bekommen. Die schwächere Marktentwicklung erfordere es, entgegenzusteuern, sagte Unternehmenschef Ludwin Monz am Mittwoch in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Das Unternehmen habe vor dem Hintergrund des sinkenden Auftragseingangs seit Januar in Teilen der Produktion und an mehreren Standorten Kurzarbeit eingeführt. Diese soll zunächst bis Ende März laufen. "Wir erwarten durch die Kurzarbeit kurzfristige Einsparungen im niedrigen einstelligen Millionen-Bereich", sagte der Manager.

Nach frühen Kursgewinnen rutschte die Aktie ins Minus. Zuletzt gab das Papier um rund 3,7 Prozent nach und gehörte damit unter den schwächsten Werten im Nebenwerteindex SDax . Die Kennziffern hätten zumeist leicht unter seinen Erwartungen gelegen, schrieb Analyst Stefan Augustin von Warburg Research. Die Auftragseingänge seien im dritten Geschäftsquartal eingebrochen - ein Signal für ein schwierigeres Geschäftsumfeld.

Was jetzt an Aufträgen fehle, könne sich in rund einem halben Jahr in den Zahlen zeigen. "Wir bauen aber darauf, dass sich die Konjunktur bis dahin etwas erholt und die Nachfrage auch hoffentlich durch sinkende Zinsen und die Branchenmesse Drupa wieder anzieht", sagte Monz. Die Messe findet in der Regel alle vier Jahre statt. Die Hersteller von Druckmaschinen erhoffen sich auf der Drupa, die Ende Mai beginnt, viele Aufträge.

In den ersten neun Monaten seines Geschäftsjahres 2023/24 konnte das Unternehmen seine Erlöse dank besserer Geschäfte im Verpackungssegment fast stabil halten. Operativ lief es unter anderem wegen eines Sparprogramms besser. "In einem schwachen gesamtwirtschaftlichen Umfeld konnte sich Heidelberg in den drei ersten Quartalen des Geschäftsjahres behaupten", sagte Monz laut Mitteilung. Umsatz und operatives Ergebnis hätten sich wie erwartet entwickelt. Die Ziele für das bis Ende März laufende Geschäftsjahr bestätigte das Unternehmen.

In den neun Monaten bis Ende Dezember sank der Umsatz im Jahresvergleich um 2,5 Prozent auf knapp 1,7 Milliarden Euro, wie das Unternehmen in Heidelberg mitteilte. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) legte dagegen um acht Prozent auf 135 Millionen Euro zu. Die entsprechende Marge verbesserte sich von 7,2 Prozent im Vorjahr auf 8,0 Prozent.

Im Gesamtjahr sollen Umsatz und die bereinigte Gewinnmarge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda-Marge) in etwa die Werte des Vorjahres von gut 2,4 Milliarden Euro und 7,2 Prozent erreichen.

Unter dem Strich ging der Gewinn in den ersten drei Quartalen etwa wegen höherer Steuern und gestiegener Zinsaufwände für Pensionen um gut ein Drittel auf 34 Millionen Euro zurück.

Derweil bekam Heidelberger Druckmaschinen die deutliche Abkühlung der Investitionsnachfrage im deutschen Maschinen- und Anlagenbau im dritten Quartal im Auftragseingang zu spüren. Zudem hielten sich einige Kunden vor dem Start der Drupa zurück.

Der Auftragseingang schrumpfte auch daher in den ersten neun Monaten um neun Prozent auf knapp 1,7 Milliarden Euro, alleine im dritten Quartal betrug der Rückgang fast ein Fünftel.

Um profitabler zu werden, spart das Unternehmen derweil. Im Rahmen eines Programms seit April vergangenen Jahres seien rund 250 Initiativen für die kommenden drei Jahre identifiziert, teilte Heidelberger Druckmaschinen mit. Diese sollten dazu beitragen, dass das Unternehmen zukünftig nachhaltig positive Barmittelzuflüsse erwirtschaften könne, erläuterte Monz. Und dies auch ohne positive Sondereinflüsse wie etwa durch Grundstücksverkäufen, wie es in den Vorjahren gegeben habe. Bereits Ende des Geschäftsjahres (Ende März) soll der sogenannte Free Cashflow positiv sein. In den ersten neun Monaten gab es noch einen Barmittelabfluss in Höhe von 54 Millionen Euro.

Nach einer tiefgreifenden Krise hatte sich Heidelberger Druck vor ein paar Jahren neu aufgestellt und dabei verlustbringende Produkte eingestampft, Arbeitsplätze abgebaut und sich auf den Verpackungsdruck und die Digitalisierung konzentriert - sprich auf mehr Softwareautomatisierung für die Kunden unter anderem im Druckgewerbe.

Schon seit 2018 vertreibt das Unternehmen auch selbst entwickelte Wallboxen - das sind etwa an der Garagenwand angebrachte, kleine Systeme zum schnellen Laden von E-Autos. Der Vertrieb läuft über Amazon und teils in Partnerschaften mit Energieversorgern. Mit der Übernahme der Ladesäulentechnologie des Energieunternehmens EnBW Ende 2021 kamen auch Produkte für den öffentlichen Raum hinzu./mne/ngu/mis