Wer davon spricht, Versicherungsaktien im Depot zu haben, meint meist die gleichen Unternehmen. Sowohl die Allianz (WKN: 840400) als auch die Münchener Rück (WKN: 843002) und gegebenenfalls die Hannover Rück (WKN: 840221) werden dann genannt. Dabei lohnt gerade in dieser Branche der Blick ins Ausland. Vor allem die USA können mit einigen spannenden Kandidaten aufwarten, so zum Beispiel mit der Progressive Corporation (WKN: 865496).
Wer steckt dahinter?
Die Progressive Corporation ist einer der führenden Versicherungsanbieter in den USA, mit einem Schwerpunkt auf Kfz-Versicherungen. Gegründet im Jahr 1937, hat sich das Unternehmen durch innovative Ansätze wie die Einführung des ersten Drive-In-Versicherungsbüros und telematikbasierte Tarife einen Namen gemacht.
Bei Drive-In-Versicherungsbüros können Kunden beispielsweise nach einem Unfall ihr beschädigtes Fahrzeug zu einem Schadenszentrum bringen. Ein Gutachter inspiziert das Fahrzeug dann vor Ort, ohne dass der Kunde aussteigen müsste und gibt anschließend eine Reparaturempfehlung oder einen Kostenvoranschlag aus. Telematik-Tarife wiederum beziehen sich darauf, dass das Fahrverhalten vom Kfz-Versicherer aufgezeichnet wird. Bei einer vorausschauenden Fahrweise fällt der Beitrag zur Kfz-Versicherung günstiger aus. Progressive bietet neben Kfz-Versicherungen auch Policen für Motorräder, Boote, Wohnmobile sowie Hausrat- und Gewerbeversicherungen an.
Der Konzern verfolgt eine mehrkanalige Vertriebsstrategie und erreicht Kunden direkt über digitale Plattformen, unabhängige Makler und Partner. Mit seinem Fokus auf Technologie und datengetriebenes Pricing konnte Progressive eine starke Wettbewerbsposition und stetiges Wachstum im US-Versicherungsmarkt etablieren. Die Aktie ist im S&P 500 gelistet und wird von Investoren wegen der soliden Margen und der starken Marktstellung im Segment der Non-Life-Versicherungen geschätzt.
Wo liegen die Stärken der Progressive Corporation?
Durch einige spezielle Eigenschaften und den daraus resultierenden Wettbewerbsvorteilen kann sich die Progressive Corporation selbst im umkämpften Markt der Versicherungen behaupten. Erwähnenswert ist dabei etwa das sogenannte Snapshot-Programm, das auf Basis des Fahrverhaltens individuelle Versicherungsprämien berechnet. Dieser Innovationsvorsprung ermöglicht nicht nur eine präzise Risikobewertung, sondern verbessert auch die Kundenbindung und letztlich die Profitabilität.
Ein weiterer wichtiger Pluspunkt ist die Diversifikation im Vertriebsmodell. Progressive erreicht Kunden sowohl direkt über digitale Kanäle als auch über unabhängige Makler und Partner, was die Flexibilität deutlich erhöht. Diese Strategie hilft dem Unternehmen außerdem, in verschiedenen Marktsegmenten, von preisbewussten Konsumenten bis hin zu Premium-Kunden, erfolgreich zu agieren.
Mit am wichtigsten ist allerdings die Fähigkeit des Konzerns, sich regelmäßig an geänderte Marktbedingungen anzupassen. In den vergangenen Jahren investierte Progressive gezielt in neue Geschäftsbereiche, darunter etwa Hausrat- und Gewerbeversicherungen, um sich so unabhängiger von der Kfz-Sparte zu machen. Auch das Engagement im InsurTech-Segment und die Einführung von KI-basierten Schadenmanagementsystemen unterstreichen den Innovationsanspruch und die Zukunftsorientierung.
Ein Blick in die GuV der Progressive Corporation
Zum 30. September endete für die Progressive Corporation das dritte Quartal. Sieht man sich die Zahlen der GuV einmal genauer an, lässt sich ein deutlicher Trend erkennen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum legten etwa die Netto-Prämieneinnahmen allein zwischen Juli und September um rund 22,8 Prozent auf über 18,29 Milliarden US-Dollar zu. Innerhalb der ersten neun Monate des Jahres 2024 konnte der Konzern somit 51,65 Milliarden US-Dollar an Prämien vereinnahmen. Ein Anstieg von satten 20,4 Prozent gegenüber 2023.
Doch wie sieht es mit den Gewinnen aus? Konnte der Versicherer sein Ergebnis auch an dieser Stelle verbessern? Definitiv, wobei die Wachstumsraten hier noch wesentlich beeindruckender sind. Im dritten Quartal blieb Progressive ein Profit von mehr als 2,33 Milliarden US-Dollar, nachdem 2023 lediglich 1,12 Milliarden US-Dollar und damit weniger als die Hälfte ausgewiesen wurden.
Zurückzuführen ist das vor allem auf Schäden und Schadensregulierungskosten, die im bisherigen Jahresverlauf weniger stark zugenommen haben als die Gesamtumsätze. Positive Effekte für die Gewinne und Margen sind die Folge, von denen letztlich auch die Aktionäre profitieren dürften. Lediglich Hurrikane Helene, ein Sturm der Kategorie 4, verursachte in den Südstaaten der USA erhebliches Chaos. Die derzeitige Schaden-Kosten-Quote in Höhe von 89 Prozent darf dennoch als sehr ordentlich eingestuft werden.
Geht es noch weiter hoch?
Die Aktie der Progressive Corporation zeigt sich nicht erst seit den jüngsten positiven Entwicklungen beeindruckend stark. Bereits im ersten Halbjahr 2024 konnte der Titel über 30 Prozent an Wert zulegen und erreichte damals beinahe ein Niveau von 200 Euro. Die solide Bilanz mitsamt des verlässlichen Cashflows rechtfertigen die Rallye in meinen Augen mittlerweile aber nur noch in Teilen. Im Kurs dürften vielmehr auch die Erwartungen der Anleger auf weiterhin steigende Gewinne enthalten sein. Aber wird Progressive diese Erwartungen erfüllen können?
Unrealistisch ist das nicht. So unterstreicht das Management des Unternehmens etwa im Quartalsbericht einmal mehr seine Ambitionen, den Fokus nicht nur auf Profitabilität, sondern auch auf Wachstum zu legen. Die ersten Maßnahmen scheinen sogar schon Früchte zu tragen.
Zwischen September und Juli 2024 erhöhte der Versicherer beispielsweise seine Werbeausgaben stärker als in den vorangegangenen Quartalen und überarbeitete die Vergütungsprogramme für seine Makler. Ziel dessen ist es, die Aufmerksamkeit potenzieller Kunden zu erregen und Makler für den Abschluss profitabler Geschäfte mehr als bisher zu belohnen. Für das dritte Quartal konnte Progressive sowohl in den Direkt- als auch den Agenturkanälen ein Rekordvolumen an Angeboten und neuen Anträgen verzeichnen.
Weitere Verdoppelung unwahrscheinlich, aber …
Vieles läuft gut bei der Progressive Corporation. Das ist den Anlegern allerdings nicht entgangen, die die Aktie allein von Anfang 2024 bis Ende November um mehr als 70 Prozent nach oben hievten. Angesichts dieses Laufs sollte es niemanden verwundern, wenn der Titel früher oder später etwas korrigiert. Progressive bewegt sich schließlich in einer hart umkämpften Branche und ist keineswegs ein klassischer Wachstumstitel, für den jährliche Performances von 50 Prozent und mehr nicht ungewöhnlich wären.
Das KGV von knapp 20 ist für einen Versicherer in meinen Augen zudem recht hoch und dürfte manchen Value Investor abschrecken. Größere Preisrücksetzer könnten allerdings zum Einstieg oder zur Positionsaufstockung genutzt werden, sofern die Fundamentaldaten weiterhin vorbildlich bleiben.
Der Artikel Kann sich die Progressive Corporation Aktie nochmals verdoppeln? ist zuerst erschienen auf Aktienwelt360.
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Tim besitzt Aktien von Progressive Corporation und Hannover Rück. Aktienwelt360 empfiehlt Aktien der Allianz und der Münchener Rück.
Aktienwelt360 2025