Das Price-to-Earnings-Growth Ratio, kurz PEG, ist ein nützliches Instrument für Investoren, um das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) anhand des erwarteten Gewinnwachstum besser zu bewerten. Es wird häufig auch als Wachstums-KGV bezeichnet, da es das KGV ins Verhältnis zum Wachstum setzt.

Ein PEG-Ratio unter eins wird oft als günstig angesehen, da das Gewinnwachstum höher ist als das KGV. Ein großer Nachteil der Kennzahl ist jedoch, dass sie sehr volatil ist. Es fließen mehr Inputvariablen ein, die – je nach Analyse und Meinung – starken Schwankungen unterliegen. Die Aussagekraft der Kennzahl wird somit geschwächt. Dennoch liefert die PEG-Ratio wichtige und tiefergehende Einblicke in die Bewertung, da das KGV das Gewinnwachstum nur über die erwarteten Gewinne abbilden kann.

3 deutsche Aktien mit niedrigem PEG-Ratio

Heute möchte ich einmal die Gelegenheit nutzen und drei deutsche Aktien vorstellen, deren PEG-Ratio vielversprechend aussehen. Konkret handelt es sich um die Commerzbank (WKN: CBK100), Covestro (WKN: 606214) und Continental (WKN: 543900). Sie verfügen alle drei über extrem niedrige PEG-Ratios von rund 0,5 oder deutlich weniger. Schauen wir uns mal die Chancen und Risiken der Unternehmen an.

Commerzbank (PEG-Ratio 5 Jahre erwartet: 0,16)

Die Commerzbank ist nach der Deutschen Bank (WKN: 514000) die zweitgrößte börsennotierte Bank in Deutschland. Obwohl beide Kreditinstitute in den letzten Jahren einige Probleme zu bewältigen hatten, scheint sich das Blatt nun durch das gestiegene Zinsniveau zu wenden.

Vor allem die Commerzbank wird immer wieder als Profiteur der Zinswende genannt, da sie über ein großes Einlagengeschäft verfügt. Eine Baustelle scheint derzeit noch die polnische Tochter mBank (WKN: 884537)zu sein. Sie gab großzügige Hypothekenkredite in Schweizer Franken aus, die durch ungünstige Wechselkursentwicklungen für Kunden zum Problem wurden.

Das aktuell niedrige PEG-Verhältnis von 0,16 (Stand: 6.7.23, yahoofinance; relevant für alle Werte im Artikel) deutet jedoch darauf hin, dass die Aktie auch aus ertragsperspektive unterbewertet sein könnte. Hier liegt das erwartete KGV bei 6,8, was ebenfalls ein sehr günstiger Wert ist.

Potenzielle Risiken für die Commerzbank gibt es allerdings einige: Neben den beschriebenen Problemen in Polen könnten weitere regulatorische Änderungen, ein unsicherer Konjunkturausblick oder steigende Kreditrisiken belasten. Banken verfügen seit jeher über ein besonderes Chancen-Risiko-Verhältnis, was durch die Finanzkrise im Jahr 2008/2009 einmal mehr verdeutlicht wurde.

Covestro (PEG-Ratio 5 Jahre erwartet: 0,51)

Covestro ist ein weltweit führender Anbieter von Hightech-Polymerwerkstoffen. Das Unternehmen ist in den letzten Jahren solide gewachsen. Allerdings gab es im letzten Geschäftsjahr 2022 deutlichen Gegenwind. Nach Jahren guter Gewinne wurde 2022 wieder ein Verlust ausgewiesen. Auch das erste Quartal 2023 startete mit einem Umsatz- und Ergebnisrückgang.

Der Pessimismus bei den Anlegern scheint groß zu sein, denn die Aktie hat ein vergleichbares KGV von 7,6. Das PEG-Verhältnis von 0,51 deutet jedoch darauf hin, dass die Aktie bei einer Verbesserung der Ertragslage attraktiv bewertet sein könnte. Die günstige Bewertung und die attraktive Positionierung haben zuletzt auch Konkurrenten auf den Plan gerufen, die das Unternehmen übernehmen könnten.

So gab es Gerüchte, dass die saudische Adnoc oder die OMV (WKN: 874341) den deutschen Kunststoffhersteller übernehmen könnten. Mögliche Risiken für Covestro könnten eine Abschwächung der Weltkonjunktur, steigende Rohstoffkosten oder ein intensiver Wettbewerb sein.

Continental (PEG-Ratio 5 Jahre erwartet: 0,33)

Continental ist die letzte Aktie im heutigen Artikel mit einem sehr günstigen PEG-Ratio. Es handelt sich um einen weltweit führenden Automobilzulieferer und Reifenspezialisten. Mit einem PEG-Ratio von 0,33 weist die Continental-Aktie ebenfalls ein attraktives Verhältnis zwischen KGV und erwarteten Gewinnwachstum auf.

Der Start in das Jahr 2023 ist mit einem Umsatzwachstum von 11,1 % gut geglückt. Das bereinigte EBIT stieg dabei um 35 %. Das Hannoveraner Unternehmen profitiert von langfristigen Trends wie der Elektrifizierung des Fahrzeugmarktes und der steigenden Nachfrage nach Sicherheits- und Mobilitätslösungen. Continental hat zudem in Technologien investiert, die den Übergang zu autonomen Fahrzeugen unterstützen.

Mögliche Risiken für Continental könnten Unsicherheiten in der Automobilbranche, schwankende Rohstoffpreise oder die Abkehr vom Verbrenner sein. Das erwartete KGV liegt unter 10, was bei einer mittelfristigen Wachstumserholung günstig sein kann.

Fazit

Insgesamt deuten die niedrigen PEG-Ratios von Commerzbank, Covestro und Continental darauf hin, dass diese Aktien attraktiv bewertet sein könnten und über ein überzeugendes Gewinnwachstumspotenzial verfügen. Dabei sollte man jedoch die spezifischen Wachstumstreiber und potenziellen Risiken jedes Unternehmens berücksichtigen.

Hier wiederum zeigt sich, dass alle drei Unternehmen als frühzyklisch einzustufen sind. Das hohe Wachstum ist somit auch Ausdruck eines schwachen Vorjahresquartals oder potenzieller konjunktureller Verbesserungen.

Der Artikel Kennzahlencheck: Price-to-Earnings-Growth (PEG). 3 spannende Aktien, die solide Werte aufweisen! ist zuerst erschienen auf Aktienwelt360.

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Frank Seehawer besitzt Aktien von Continental. Aktienwelt360 empfiehlt keine der erwähnten Aktien.

Aktienwelt360 2023

Autor: Frank Seehawer, Investmentanalyst


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