An der New Yorker Börse gab es am Dienstagmorgen ein technisches Problem, das zu Kursverwerfungen führte. Was steckt dahinter? Detaillierte Experten-Antwort.

Nach Börseneröffnung kam es gestern, am Dienstagmorgen, zu einem kurzen Handelsstopp für Dutzende von Aktien großer Unternehmen an der New Yorker Börse. Wir berichteten hier ausführlich.

Um 9:50 Uhr ET am Dienstag hätten alle betroffenen Unternehmen an der New York Stock Exchange (NYSE) den Handel wieder aufgenommen. Das gehe aus einem Statusbericht der NYSE hervor, berichtet CNN Business. Darin berichte die Börse, dass "alle Systeme derzeit betriebsbereit" seien.

Wir haben bei Lars Wißler, "Aktie der Woche"-Chefredakteur, Gründer und Geschäftsführer von PWP Leeway, nachgefragt: Wie schätzen Sie die Lage ein? "Nur" technische Fehler oder müssen wir Börsianer uns ernsthaft Sorgen machen, dass die Verantwortlichen der New Yorker Börse ihre Systeme nicht im Griff haben? Antwort von Lars Wißler in vollem Wortlaut:

"Gestern zur Eröffnung der US-Börsen gab es einen technischen Fehler, der für fehlerhaftes Trading in knapp 150 Aktien an der NYSE geführt hat. Dabei gingen diese Aktien nicht in die übliche Eröffnungsauktion, sondern direkt in den offenen Handel. Bei der Eröffnungsauktion wird die Liquidität innerhalb der ersten zehn Minuten gebündelt und der Eröffnungspreis ermittelt. Nach Abschluss der Eröffnungsauktion beginnt der normale Handel und alle Market Orders bzw. ausführbare Limit-/Stop-Orders werden sofort ausgeführt.

Dadurch, dass es keine Eröffnungsauktion gab, haben die stehenden Order-Aufträge direkt zu riesigen Kursschwüngen bei minimaler Liquidität geführt. Es fehlte der 'Anker' der Eröffnungsauktion und die größten Bluechips der Welt handelten wie Penny-Stocks. Das ist erst einmal kein Problem, alle Trades in diesem Zeitfenster sollten fehlerhaft und annulliert sein.

Sehr verwunderlich ist, dass das nicht der Fall war, sondern viele Trades weiterhin bestehen. Dadurch wurden viele Stop-Loss Orders ausgeführt und manche Trader mussten aufgrund des Fehlers riesige Verluste hinnehmen. Auf der anderen Seite ist klar, wenn Marktteilnehmer im Vorfeld von diesem Verhalten wussten, konnten sie mit Abschlägen von teils zehn bis 20 Prozent Aktien wie Mastercard oder Wells Fargo einkaufen und die Liquidität der Stop-Loss-Orders billig aufsaugen. Ob hier einige große Spieler am Markt mit dem Fehler noch einmal günstig vor dem großen Anstieg einsteigen konnten, darüber können wir nur spekulieren.

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Nachtrag: In den Systemen bei Leeway, die das Smart Money und das unterliegende Kaufinteresse des Orderflows untersuchen, sehen wir keine Anzeichen für einen unterliegenden Verkaufsdruck. Im Gegenteil, insbesondere gestern sind die Käufer noch einmal auf das Gaspedal getreten und haben Geld in den Markt gepumpt. Seit Jahresbeginn steigt das unterliegende Kaufinteresse stetig an und auch gestern hat sich dieser Trend noch einmal fortgesetzt", so die Einschätzung von Lars Wißler zum gestrigen Chaos an der New Yorker Börse.

Autor: Christoph Morisse, wallstreet:online Zentralredaktion


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