Nachdem die Wolfsburger ihren Titel als Marktführer auf dem chinesischen Markt an die Konkurrenz von BYD abgeben mussten, lösen auch die neuen Zahlen kaum Begeisterung bei Anlegern aus. Wann dreht die Aktie wieder auf?

Finanzvorstand Arno Antlitz sprach von einem "vielversprechenden Start" in das Jahr 2023. Dank besserer Autoverkäufe stand in den drei Monaten ein Umsatzplus von knapp 22 Prozent auf 76,2 Milliarden Euro zu Buche – mehr als von Analysten erwartet. Dabei dürften auch die durch die Inflation bedingten Preissteigerungen eine Rolle gespielt haben. Der Konzern sprach in dem Zusammenhang von einer "verbesserten Preispositionierung".

Ein Sondereffekt aus dem Vorjahr – der Autobauer hatte sich 2022 gegen steigende Kosten abgesichert – drückte den Gewinn im Jahresvergleich deutlich. Operativ verdiente VW mit 5,75 Milliarden Euro ein Drittel weniger als im Vorjahreszeitraum. Dennoch übertraf das Ergebnis die Erwartungen der Analysten. 

Die VW Vorzugsaktie steht am Donnerstagmittag leicht im Plus bei rund 125 Euro. Seit Jahresanfang liegen die Papiere rund vier Prozent im Plus und schneiden damit deutlich schlechter ab als der Branchenindex Euro Stoxx Automobiles.


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Angesichts des Elektro-Preiskampfes mit Tesla und Co. steht auch die Marge bei Anlegern im Fokus. Die Wolfsburger rechnen in diesem Jahr mit einer operativen Umsatzrendite zwischen 7,5 und 8,5 Prozent, das Umsatzplus soll zwischen 10 und 15 Prozent liegen. Insgesamt sollen rund 9,5 Millionen Fahrzeugen ausgeliefert werden.

Ausgerechnet auf dem mit Abstand wichtigsten Markt China bliebt VW allerdings hinter den Erwartungen zurück. Die Verkäufe nahmen von Januar bis März um 14,5 Prozent ab, bei E-Autos fiel das Minus sogar noch größer aus. Experten befürchten, dass VW vor allem bei der Software und den Entertainment-Funktionen seiner Fahrzeuge – wichtige Verkaufsargumente für junge Kunden in China – auf der Strecke bleiben könnte. 

Goldman-Sachs-Analyst George Galliers warnt, der vom Unternehmen erwartete Rückgang des China-Geschäfts sei nicht gerade beruhigend. Aus Analystensicht fällt das Fazit neutral aus. "Solide Q1-Ergebnisse, aber Bedenken hinsichtlich der Preisgestaltung und der Rentabilität von EV (Elektrofahrzeuge) dürften weiterhin auf die Stimmung drücken", meint UBS-Analyst Patrick Hummel. Er belässt seine Einstufung auf Neutral mit Kursziel 130 Euro.

Etwas positiver gestimmt ist DZ-Bank-Analyst Michael Punzet. "Die VW-Aktie sollte von der besser als erwarteten Entwicklung in Q1/2023 profitieren und mit Blick auf die aus unserer Sicht günstigen Bewertung bestätigen wir unsere positive Haltung zu VW", schreibt der Analyst am Donnerstag. Sein Kursziel liegt bei 155 Euro.

Warburg-Analyst Fabio Hölscher sieht die VW-Vorzüge sogar auf 200 Euro klettern. "Die positive Entwicklung des Volumens bei starker Preisgestaltung erhöht die Realisierbarkeit der ehrgeizigen Umsatzprognose für das Geschäftsjahr 2023", schreibt Hölscher. Dennoch warnt er: "Die Gesamtsituation bleibt herausfordernd, so dass es unserer Ansicht nach zu früh ist, für den Rest des Jahres optimistischer zu werden.
zu werden."

Autor: Julian Schick, wallstreet:online Zentralredaktion


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