Tesla und KGV passen nicht zusammen – oder doch? Das Kurs-Gewinn-Verhältnis ist eine der von Value-Investoren am häufigsten verwendeten Kennzahlen. Sie gibt einen ersten Eindruck darüber, ob eine Aktie teuer oder günstig sein mag, indem sie zeigt, wie häufig der Jahresgewinn in der aktuellen Kapitalisierung enthalten ist.
Doch nicht immer ist das KGV hilfreich, wie im Fall von Tesla (WKN: A1CX3T). Ein hoher Wert von 119 (Stand: 6.1.24, Morningstar) bezogen auf die erwarteten Gewinne lässt aufhorchen. Doch ist eine solche Bewertung gerechtfertigt und wie aussagekräftig ist diese Kennzahl bei einem Unternehmen wie Tesla überhaupt? Wagen wir eine Analyse.
Das KGV im Kontext von Wachstumsunternehmen
Traditionell wird das KGV verwendet, um den aktuellen Aktienkurs eines Unternehmens mit dessen Gewinn pro Aktie zu vergleichen. Ein niedriger Wert kann dabei auf eine unterbewertete Aktie hindeuten, während ein hoher Wert ambitionierte Erwartungen an das zukünftige Wachstum weckt.
Tesla gehört zweifelsohne zu jenen Wachstumsunternehmen, die viel erreicht haben. Ein durchschnittliches Wachstum von fast 50 % pro Jahr in den letzten zehn Jahren spricht für sich. Hier wurde massiv investiert und vergrößert, vor allem Innovationen stehen im Vordergrund.
Im Vergleich zu klassischen Volumenherstellern wie Volkswagen (WKN: 766400) oder Toyota (WKN: 853510) gibt es deutliche Unterschiede. Deren KGVs liegen hingegen oft im einstelligen Bereich, was die Bewertung von Tesla extrem übersteuert erscheinen lässt. Doch genau hier liegt der Knackpunkt: Tesla ist eben nicht einfach ein Autohersteller.
Vielmehr wird das texanische Unternehmen von Investoren als Technologie- und Innovationsunternehmen wahrgenommen, das neben Elektrofahrzeugen auch in den Bereichen Energie, Batterietechnologie und autonomes Fahren aktiv ist. Nicht zu vergessen die Ambitionen in den Bereichen künstliche Intelligenz und Robotik. Hier wird praktisch alles geboten, was im Bereich der Erweiterung des Ökosystems möglich erscheint…und man hat gegenüber der Konkurrenz Vorsprung.
Eine aussagekräftigere Kennzahl für Wachstumsunternehmen ist das PEG-Ratio, ausgeschrieben als Price-Earnings-to-Growth. Es setzt das KGV ins Verhältnis zum erwarteten Gewinnwachstum. Und genau hier tun sich Welten auf.
Mit einem PEG-Ratio von 2,1 liegt Tesla im Normbereich, der für Wachstumsunternehmen aus dem High-Growth-Segment als relativ fair bewertet gilt. Dies zeigt letztlich, dass trotz des hohen KGVs das erwartete Wachstumspotenzial die Bewertung teilweise rechtfertigt.
Der Faktor Zukunftserwartung
Bei Tesla sehen Investoren nicht nur die aktuellen Gewinne, sondern vor allem das Potenzial für zukünftige Marktanteilsgewinne und technologische Durchbrüche. Elon Musk ist es in der Vergangenheit wie keinem anderen gelungen, Tesla als Pionier der Elektromobilität und des Automobils der Zukunft (Digitalisierung) ganz vorne im Wachstumsmarkt zu positionieren.
Ob die Erwartungen bei einer aktuellen Marktkapitalisierung von 1,3 Bio. US-Dollar gerechtfertigt sind, hängt da natürlich von vielen weiteren Faktoren ab: Kann Tesla seine Produktionsziele erreichen? Gelingt die Erschließung neuer Märkte? Werden autonome Fahrsysteme wie geplant eingeführt? Und was macht die Konkurrenz?
Auch wenn es in letzter Zeit aufgrund der schwächelnden Konjunktur und der wachsenden Konkurrenz aus China Zweifel an der Vision gab, richtet sich der Blick nun auf ein ganz anderes Thema: Robotik und autonomes Fahren.
Tesla’s Werttreiber der Zukunft: Autonomes Fahren und Robotik
Ein wesentlicher Teil der Zukunftsvision von Tesla ist die führende Rolle im autonomen Fahren. Hier wird massiv in künstliche Intelligenz und fortschrittliche Fahrerassistenzsysteme investiert, um vollständig autonome Fahrzeuge Realität werden zu lassen. Das Robotaxi-Duo Cybercab und Robovan sind elementare Bausteine dieser strategischen Ausrichtung, die für weitere Fahrzeugabsätze und steigende Software- und Serviceseinnahmen stehen könnten.
Ein weiterer, viel wichtiger Bereich ist die Robotik, die Tesla mit dem humanoiden Roboter “Optimus” vorantreibt. Elon Musk sieht hier ein viel größeres Potenzial als bei seinen E-Autos. Es könnte ein Vielfaches der Erdbevölkerung an Humanoiden geben und Tesla soll Marktführer werden.
All diese neuen Technologien könnten Tesla langfristig in völlig neue Umsatzdimensionen führen, neue Einnahmequellen erschließen und das Geschäftsmodell deutlich erweitern. Investoren wie Cathie Wood sehen daher eine weitere Verzehnfachung der Aktie weiterhin als möglich an.
Doch die Risiken eines hohen KGV sollten nicht übersehen werden
Das extrem hohe KGV birgt aber auch Risiken. Sollte Tesla in den kommenden Quartalen weiterhin enttäuschende Wachstumsraten liefern oder das erhoffte Wachstum in den angekündigten neuen Märkten ausbleiben, könnte der Aktienkurs empfindlich leiden.
Nicht zu vergessen die Konkurrenz: Immer mehr Automobilhersteller setzen auf Elektromobilität und Wettbewerber mit Kostenvorteilen, insbesondere aus China, beanspruchen den Markt für sich. Gleiches könnte langfristig für das autonome Fahren und Robotik gelten.
Der Artikel Ist Tesla’s KGV von 119 überhaupt aussagekräftig? ist zuerst erschienen auf Aktienwelt360.
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Frank Seehawer besitzt Aktien von Toyota und Volkswagen. Aktienwelt360 empfiehlt Aktien von Tesla.
Aktienwelt360 2025