Es ist die Woche der Notenbanken: Gleich 16 Zentralbanken weltweit haben neue Zinsentscheide getroffen. Am meisten gefürchtet war die aggressive Zinserhöhung der US-Notenbank. Worauf müssen sich Anleger gefasst machen?

Zum dritten Mal in Folge hat die Fed die Zinszügel angezogen und den Leitzins um 0,75 Prozentpunkte angehoben – auf eine Spanne von 3,0 bis 3,25 Prozent. Zu Jahresbeginn hatte er noch in einer Spanne von 0,0 bis 0,25 Prozent gelegen. Mit dem Schritt will die Notenbank die ausufernde Inflation bekämpfen, die in den USA mit 8,3 Prozent auf einem 14-Jahres-Hoch ist.

Nach dem Fed-Entscheid vom Mittwochabend reagierte der Aktienmarkt hochvolatil. Die wichtigsten Indizes wie der Dow Jones und der S&P 500 haben neue Rekordtiefs seit Juni erreicht. Der DAX schloss am Mittwochabend bei 12.520 Punkten und erreichte damit ein Dreimonatstief.

An den Aktienmärkten fürchten Aktionäre immer stärker, dass die sich anbahnende Rezession bald eintritt und viele Gewinne vernichtet. "Anleger sorgen sich mehr und mehr vor einer harten Landung", sagt ein Analyst bei Credit Suisse. Besonders die Ankündigung der künftigen Zielzinssätze (die sogenannten “Fed Dot-Plots”) hat Marktteilnehmer geschockt. Das angepeilte Zinsziel von 4,6 Prozent durchschnittlich für 2023 liege weit über den Erwartungen, so der Analyst weiter. 

Nur einen Tag später: Weitere Zinsentscheide weltweit

Am Donnerstagmorgen hat die Zentralbank Norwegens die Zügel ebenfalls um 0,5 Prozent weiter angezogen. Analysten hatten mit einem Anstieg von 2,25 Prozent gerechnet. Die japanische Zentralbank hielt dagegen am Donnerstag an ihrem Zielzins von minus 0,1 Prozent fest. Die britische Notenbank (BoE) hebt den Leitzins zur Überraschung der Finanzmärkte eher moderat an. Sie erhöhte ihn am Donnerstagmittag um 0,50 Prozentpunkte auf 2,25 Prozent. An den Finanzmärkten war mit einer Anhebung um 0,75 Prozentpunkte gerechnet worden.

Die weltweite Zinserhöhungs-Serie sorgt bei einigen Experten für Unmut. "Wir stehen vor einer der aggressivsten Zinserhöhungsphasen der Geschichte", warnten die Analysten der Bank of America. "85 Prozent der Zentralbanken sind in einem geldpolitischen Straffungsmodus." Marktexperte Andreas Lipkow bezeichnete es als "erschreckend", dass die Inflationsbekämpfung in den Augen der Fed wichtiger scheint als die wirtschaftliche Entwicklung. "Mit dem klaren Kurs der Fed wächst auch der Druck auf die Europäische Zentralbank (EZB), sich mit hohen Zinsen gegen die Teuerung zu stemmen", so der Ökonom. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, spekuliert der Markt auf einen Zielzinssatz der EZB von drei Prozent bis Mai 2023. 

Das sind die Gewinner- und Verlierer-Werte

Zusätzlich wirkt sich die hawkische Geldpolitik auf die Währungen aus: So hat der relativ spät zugeschlagene Zinshammer der EZB die Kluft im Euro-Dollar-Wechselkurs weiter vertieft. Der starke Dollar macht Anlegern aus dem Euroraum zu schaffen, weil der Euro unter die Parität des US-Dollars gefallen ist. Erst kürzlich verzeichnete der US-Dollar sein 20-Jahres-Hoch, sodass viele Anleger in den Dollar-Raum flüchteten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 rutschte am Mittag um 0,3 Prozent auf 3480,67 Zähler ab.

Die Zinserhöhungen in den USA und Europa stellen außerdem den asiatischen Aktienmarkt auf eine Zerreißprobe: Aus Angst vor einer schwächelnden Weltwirtschaft flüchten immer mehr Anleger aus den asiatischen Märkten.

Bei den Einzelwerten lassen vor allem Technologiepapiere Federn, etwa der Chipindustrie-Ausrüster ASML, dessen Aktien zwei Prozent verloren und der Chip-Konzern Infineon. Die Wachstumswerte gelten als besonders zinssensibel. Den größten Verlust büßte allerdings der britische Wasserstoff-Spezialist Ceres Power ein: Die Aktie verzeichnete am Mittag ein Minus von knapp 15 Prozent. Die Gewinner der hohen Zinsschritte sind dagegen die Geldhäuser: Südeuropäische Banken wie Intesa Sanpaolo und Banco Santander legten am Donnerstagmittag um mehr als 1,5 Prozent zu.

Trotz der düsteren Gesamtlage gibt es auch optimistische Stimmen an den Märkten: So sagte Sam Stovall, dass die restriktivere Haltung der Fed nicht das Aus für eine Erholung der Weltwirtschaft im vierten Quartal bedeutet. “Das vierte Quartal in einem Jahr mit Zwischenwahlen ist oft positiv, nachdem die Aktien im September und Anfang Oktober im typischen saisonalen Muster abstürzen”, zitiert CNBC den Chefanlagestrategen der Investmentgesellschaft CFRA. Das werfe die Frage, ob das Schlimmste schon hinter uns liege. Einen gewissen Trost biete der straffe Zinsplan: "Wenn die Fed an dieser Art von Politik festhält und uns dann den Eindruck vermittelt, dass es danach vorbei sein könnte", sagte er, "denke ich, dass der Markt aufatmet und sich besser fühlt."


Autorin: Sarah Stemper, wallstreet:online Zentralredaktion

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Quelle: Wallstreet Online