Die Schielflage der Silicon Valley-Bank hat das Short-Interesse an Bank-Aktien gesteigert. Nach einer kurzen Pause haben die Short-Seller nachgelegt - besonders bei zwei europäischen Finanzinstituten.

Bank-Aktien stehen heute wieder unter Druck. Die Deutsche Bank und die Commerzbank gehören zu den schwächsten Werten im DAX. Grund sind die Zahlen der First Republic Bank. Montag nach dem US-Börsenschluss veröffentlichte das amerikanische Finanzinstitut seine Bilanz für das erste Quartal. Im nachbörslichen Handel ging es in der Spitze fast ein Viertel in die Tiefe. Was die Anleger störte: Die Kunden haben wesentlich mehr Geld abgezogen als angenommen. Wie die First Republic Bank am Montagabend mitteilte, sind die Einlagen um 40 Prozent gesunken auf 104,5 Milliarden US-Dollar. Experten hatten mit einer Summe von 145 Milliarden US-Dollar gerechnet.

Die Angst ist zurück - zurecht?

Anleger, die nach den Zahlen der großen US-Banken, die Krise in der Branche für beendet erklärt hatten, werden heute auf dem falschen Fuß erwischt. Während die Investoren ihre Anlagen überdenken, reiben sich die Short-Seller die Hände. Besteht ein Grund zur Sorge?

Schon kurz nach dem Zusammenbruch der Silicon Valley-Bank hatte Bloomberg berichtet, dass Bank-Kunden ihre Einlagen umschichten von kleineren Finanzinstituten zu den großen US-Riesen Bank of America oder JPMorgan. Die Zahlen der First Republic Bank belegen diese Reaktion. Die Kunden fühlen sich bei den amerikanischen Großbanken sicherer aufgehoben. Die haben ja auch fast alle mit ihren Zahlen für das erste Quartal geglänzt. Bei den großen US-Banken dürfte das Risiko für Anleger daher nicht so groß sein, wie bei der europäischen Konkurrenz.

Vorbörslich haben die US-Banken zwar auch etwas an den Zahlen zu knabbern, aber bei weitem nicht so stark wie ihre europäischen Konkurrenten. Gerade auf die haben es die Short-Seller ja abgesehen.

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Hedgefondes bauen Short-Positionen aus

Nach einem Bericht von CNBC haben die Hedgefonds in der vergangenen Woche vor allen Dingen bei der Bank Santander und der niederländischen Bank ING ihre Short-Positionen aufgestockt. Während die ING ihre Zahlen für das erste Quartal erst am 11. Mai präsentiert, hat die Banco Santander heute ihre Quartalsergebnisse veröffentlicht.

Das Aufstocken bei Santander hat sich für die Short-Seller gelohnt. Die Aktie verliert heute rund vier Prozent. Wie dpa-Journalisten berichten, habe eine hohe Abschreibung auf Aktivitäten in Brasilien die Aktie unter Druck gesetzt. Kurz nach der Veröffentlichung merkte RBC-Analyst Benjamin Toms eine "merkwürdige Anpassung" beim Gewinnausweis in Brasilien an. Solche Äußerungen kommen bei den Anlegern nicht gut an. Gerade wenn das Vertrauen in die Banken-Branche wackelt.

Deutsche Bank und Commerzbank vor einem größeren Kurssturz?

Außer dem allgemeinen Misstrauen gegenüber der Branche, bieten die beiden deutschen Finanzinstitute keinen Anlass zu größeren Sorgen. Die Zweifel an den Instituten könnten mit den Zahlen kleiner werden. Die Deutsche Bank wird ihre Bilanz für das erste Quartal diese Woche, am Donnerstag, den 27.04, präsentieren. Bei der Commerzbank dauert es noch etwas länger. Hier werden die Quartalszahlen am 17. Mai veröffentlicht.

Dass die beiden deutschen Finanzinstitute an der Pleite der Silicon Valley-Bank zu knabbern haben, ist eher nicht anzunehmen. Die gestiegenen Zinsen könnten beiden Banken geholfen haben, so dass wir ein ähnliches Bild sehen dürften, wie bei den großen amerikanischen Adressen.

Hedgefonds spielen mit der Angst der Anleger

Die Schieflage der Silicon Valley-Bank hat bei vielen Anlegern schlechte Erinnerungen an die Finanzkrise aus dem Jahr 2008 geweckt. Sie gehen sehr sensibel mit den Aktien aus der Banken-Branche um. Jede kleinste Unstimmigkeit löst einen Fluchtimpuls bei den Investoren aus. Genau auf diese Reaktion setzen die Hedgefonds, die Short bei Bank-Aktien sind. Solange das Vertrauen in die Finanzinstitute nicht zurückkehrt, können größere Rückschläge immer mal wieder vorkommen.

Die Quartalszahlen könnten die Anleger allerdings etwas beruhigen. Die US-amerikanischen Banken haben es vorgemacht. Die europäische Konkurrenz zieht langsam nach. Sobald die Deutsche Bank und die Commerzbank ihre Bilanz veröffentlicht haben, dürften sich die Anleger etwas entspannen.

Ein Kurs unter zehn Euro bei der Deutschen Bank könnte eine Chance sein. Aber nur für Anleger mit einem dicken Fell. Die Volatilität unter den Bank-Aktien dürfte noch eine Zeit lang hoch bleiben.

Markus Weingran, wallstreet:online Zentralredaktion


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