Nach den Rating-Herabstufungen von US-Banken durch Moody's poppen die Angst-Themen Bankenkrise und Finanzstabilität wieder auf. Müssen wir Anleger uns Sorgen machen? Exklusiv-Interview mit einem erfahrenen Börsianer.

Die Nachricht, dass Moody's die Kreditwürdigkeit von zehn kleineren bis mittelgroßen US-Banken herabgestuft hat und sechs große Institute – darunter die Bank of New York Mellon, U.S. Bancorp, State Street und Truist Financial Corp. – auf den Prüfstand für mögliche Herabstufungen stellt, wirft Fragen auf. Wir haben dazu bei Markus Weingran (Foto) nachgehakt. Er arbeitet seit über 20 Jahren als Aktien-Experte und ist Chef der Börsenlounge, die täglich um 14 Uhr auf unserem wallstreetONLINE-YouTube-Kanal ausgestrahlt wird.

wallstreetONLINE: Inwieweit machst Du Dir als Marktteilnehmer und Trader Sorgen über die Herabstufung der Ratings von US-Banken durch die Analysten von Moody's?

Markus Weingran: Die Aktion von Moody's hat die Krise bei den US-Regionalbanken wieder schlagartig in die Köpfe der Anleger gebracht und das in einer Phase, in der die Nerven der Marktteilnehmer ohnehin schon angespannt sind. Moody's sieht besonders bei kleineren Banken ein hohes Risiko bei gewerblichen Immobilienkrediten. Hier waren die Regionalbanken in den USA zum Teil die größten Kreditgeber mit einer Summe rund 20 Billionen US-Dollar.

Jetzt sind die Zinsen in den USA rasant gestiegen. Das bedeutet, die Kredite verteuern sich auf der einen Seite und auf der anderen Seite sinkt der Wert des finanzierten Objektes. In den kommenden 18 Monaten stehen viele Anschlussfinanzierungen an und Moody's befürchtet eine Ausfallwelle bei gewerblichen Immobilienkrediten.

Schlaflose Nächte bereitet mir das Thema nicht, aber es sollte genauestens beobachtet werden. Es hat immer wieder das Potenzial, die Märkte auf dem falschen Fuß zu erwischen. Es bietet aber auch Chancen, da bei solchen Anflügen auch Banken-Aktien in Sippenhaft genommen werden, die von der Problematik nur geringfügig betroffen sind.

wallstreetONLINE: Provokanter gefragt: Ist das die Fortsetzung der Bankenkrise, die von US-amerikanischen Regionalbanken ausgeht oder ist das sogar mehr? Ist gar die Finanzstabilität in Gefahr? Erwartest Du Crashs?

Markus Weingran: Ich erwarte keine Crashs. Ich erwarte eine Konsolidierung in der US-Bankenbranche. JPMorgan hat es vorgemacht. Jamie Dimon hat die First Republic Bank ja nicht übernommen, um das amerikanische Finanzsystem zu stützen und die Anleger zu beruhigen. Das hat der Ausblick gezeigt: Nach der erfolgten Transaktion hat Dimon verkündet, dass er für das laufende Jahr einen vier Milliarden US-Dollar höheren Nettozinsüberschuss erwartet. Der Chef von JPMorgan hat eine Chance gesehen, sie genutzt und dazu noch das Image der Bank als Retter aufpoliert.

So oder so ähnlich könnte es laufen, wenn weitere Regionalbanken in eine Schieflage geraten. Einige werden übernommen, andere werden vom Markt verschwinden. Leise wird es allerdings nicht vonstattengehen. Es wird immer wieder die Märkte verunsichern.



wallstreetONLINE: Wie sollten sich jetzt Anleger verhalten? Wie gehst Du als Trader mit dieser Nachricht um?

Markus Weingran: Anleger sollten die Chancen suchen, die sich nach solchen Nachrichten und ihren Reaktionen ergeben. Die Kurse der Deutschen Bank und der Commerzbank zum Beispiel sind nach der Abstufung durch Moody's und einer Sondersteuer für Banken in Italien, beide unter zehn Euro abgetaucht. Mutige Anleger finden hier eine Chance. Um das festzustellen, reicht ein Blick auf die Fundamentaldaten und die Zahlen zum zweiten Quartal bei beiden deutschen Banken. Langfristig orientierte Anleger dürften sich in zwei, drei Jahren darüber freuen, zugegriffen zu haben.

wallstreetONLINE: Danke für das Interview, Markus!

Die Fragen stellte Christoph Morisse, wallstreetONLINE Zentralredaktion

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