Musks Suche nach neuen Einnahmequellen hat seine ersten Opfer zu beklagen. Den Versuch, die Verifikation von Accounts zu kommerzialisieren, bezahlten mindestens zwei Unternehmen und deren Anleger öffentlichkeitswirksam ziemlich teuer. Für Musk, bis jetzt, ein absolutes Fiasko.

Twitter Blue

Wie schon gestern betont, hat Elon Musk bei Twitter hart zu kämpfen seine Erträge zu diversifizieren. Twitter war schon immer nur schwer profitabel, nun wurde die Bilanz mit jährlichen Zinszahlungen über 1 Milliarde Dollar durch die Übernahme belastet. Eine Idee war es die intransparente Verifikation von Accounts von Personen öffentlicher Bedeutung durch ein Abo-Modell namens „Twitter Blue“ zu ersetzen. Jeder der möchte, konnte sich den berühmten „blauen Haken“ neben seinem Namen für 8 US-Dollar im Monat kaufen. Musk bewarb dies als „Demokratisierung“ der Verifikation.

Wie sich nun herausgestellt hat, ging das erst einmal nach hinten los. Wie zu erwarten, wurde diese Funktion öffentlichkeitswirksam natürlich direkt von Trollen auf aller Welt ausgenutzt. Wie aus dem Nichts erschienen „verifizierte“ Accounts unzähliger Persönlichkeiten unter anderem ehemaliger US-Präsidenten und zahlreicher Unternehmen, welche hauptsächlich allerlei Nonsens posteten – zur weltweiten Belustigung.

Eli Lilly

In mindestens zwei Fällen hatte diese Aktion handfeste finanzielle Folgen inklusive massiver Kapitalvernichtung an den Börsen. Zuerst erschien ein scheinbar verifizierter Account des US-Pharmaunternehmens Eli Lilly, welches unter anderem für den Vertrieb von Insulin für Diabetiker bekannt ist. Dieser Fake-Account twitterte, dass Insulin bei ihnen ab jetzt frei erhältlich sei. Der verhältnismäßig hohe Preis für dieses Medikament im Vergleich zu seinen Herstellungskosten, war schon lange Kritik ausgesetzt. An den Börsen sorgte dies umgehend für einen Kursverfall von über 5% und damit Milliarden an Marktkapitalisierung, weil sich Anleger um den Verlust einer großen Einnahmequelle für das Pharmaunternehmen sorgten.

Eli Lilly

Lockheed Martin

Betroffen war auch einer der führenden Rüstungskonzerne dieser Welt, Lockheed Martin, die unter anderem Kampfjets für die US-Army und Armeen um den ganzen Globus produzieren. Hier twitterte ein Fake-Account, dass der Verkauf an die mit Abstand größten Kunden des Rüstungsunternehmens eingestellt werden würde, bis deren Menschenrechtsverletzungen aufgearbeitet seien. Auch hier fiel der Kurs an den Börsen um über 5%, Milliarden an Marktkapitalisierung lösten sich in Luft auf.

Lockheed Martin

Der Ausgang

Die beiden Unternehmen wandten sich natürlich umgehend an Twitter, aber das Problem war schon so weitgediehen, dass diesem kaum noch Einhalt zu gebieten war. Überall ploppten neue Fake-Accounts auf, die durch das käufliche Verifikationshäkchen täuschend echt aussahen und plötzlich sexuelle Fantasien im Namen Rudy Giulianis oder das Eingeständnis von Putschversuchen in Guatemala im Namen eines Bananenverkäufers twitterten. Gestern noch wurde das Twitter Blue Projekt von Elon Musk gestoppt. Verifikationen sind bis auf Weiteres nicht mehr käuflich zu erwerben. Aber der Schaden ist schon geschehen für die Unternehmen und auch für Musk. Dies war das erste große Projekt seinerseits, um mehr Einnahmen zu generieren, geendet hat es in einem absoluten Fiasko.

/ts