Bayer im Rechtsstrudel: Urteil zu PCB-Belastung sorgt für Millionenstrafe

Ein weiteres Kapitel in der langjährigen PCB-Kontroverse um Bayer AG: Ein Gericht in Washington verurteilte den Chemiekonzern zu 100 Millionen US-Dollar Schadensersatz. Hintergrund ist die Klage von Schülern und Lehrkräften einer Schule im Großraum Seattle, die durch Polychlorierte Biphenyle (PCBs) in alten Leuchtstofflampen gesundheitliche Schäden erlitten haben sollen.

Millionenklage und wachsender Druck

Bayer, das 2018 Monsanto für 63 Milliarden US-Dollar übernommen hatte, sieht sich mit einer Flut an Klagen konfrontiert. Bereits rund 2 Milliarden US-Dollar wurden für PCB-Fälle an Städte, Gemeinden und Bundesstaaten gezahlt. Trotz des neuen Urteils zeigt sich Bayer kämpferisch und kündigt Berufung an. Laut Unternehmen sei die Belastung in der Schule nicht hoch genug gewesen, um die behaupteten Gesundheitsschäden zu verursachen.

Mit Blick auf andere Verfahren in diesem Kontext bleibt der Druck dennoch hoch: Analysten prognostizieren mögliche Gesamtkosten von bis zu 3,9 Milliarden US-Dollar für Bayer und weitere beteiligte Unternehmen.

PCB-Altlasten: Risiken und Streitpunkte

PCBs, die wegen ihrer feuerfesten Eigenschaften in Baumaterialien, Farben und Transformatoren weit verbreitet waren, wurden 1979 in den USA verboten. Sie gelten als krebserregend und schädlich für Umwelt und Gesundheit. Kläger werfen Monsanto vor, über die Risiken der Chemikalien jahrzehntelang hinweggetäuscht zu haben.

Im jüngsten Fall mussten vier Betroffene jeweils 25 Millionen US-Dollar Schadensersatz und 75 Millionen US-Dollar Strafzahlungen zugesprochen bekommen. Obwohl die Jury zugunsten von Bayer bei 11 von 15 Klägern entschied, stellt das Urteil eine weitere finanzielle Belastung für den Konzern dar.

Wegweisende Entscheidungen erwartet

Ein Berufungsprozess vor dem Supreme Court des US-Bundesstaates Washington im Februar könnte zum Wendepunkt werden. Bayer hofft auf eine Reduktion der potenziellen Haftungen, die aktuell über eine Milliarde US-Dollar betragen könnten. Analysten gehen davon aus, dass ein positives Urteil zugunsten Bayers die Gesamtkosten erheblich mindern könnte.

Der Rechtsstreit um PCB reiht sich in eine Serie milliardenschwerer Verfahren ein, die das Unternehmen seit der Übernahme von Monsanto begleiten. Neben PCB stellt vor allem der Unkrautvernichter Roundup mit Rückstellungen von 16 Milliarden US-Dollar eine massive Belastung dar.