BP mit neuer Quelle? 05.08.2025, 14:28 Uhr Jetzt kommentieren: 0

Starke Quartalszahlen übertreffen Erwartungen

Im zweiten Quartal 2025 erzielte BP einen bereinigten Gewinn von 5,2 Milliarden US-Dollar – deutlich über den Prognosen von 4,6 Milliarden. Der Umsatz lag bei 52,4 Milliarden USD, was vor allem auf stabile Ölpreise und höhere Raffineriemargen zurückzuführen ist. Damit gehört BP zu den wenigen europäischen Energieunternehmen, die ihre Prognosen nicht nur erfüllt, sondern übertroffen haben.
Analysten loben die operative Effizienz und die konsequente Umsetzung kurzfristiger Sparziele. Dennoch scheint der Markt mit Skepsis auf die Zahlen zu reagieren – ein Zeichen dafür, dass das Vertrauen in die längerfristige Strategie bröckelt.

Strategiewechsel sorgt für Unsicherheit

Parallel zu den Quartalszahlen kündigte BP unter dem neuen Chairman Helge Lund eine tiefgreifende Überprüfung der Geschäftsfelder und Kostenstruktur an. Besonders auffällig: Obwohl das Unternehmen aktuell profitabel arbeitet, sollen Investitionen „priorisiert“ und ineffiziente Geschäftsbereiche auf den Prüfstand gestellt werden. Hintergrund dürfte der Druck des aktivistischen Investors Elliott Investment Management sein, der sich seit Monaten für eine Rückbesinnung auf das klassische Ölgeschäft stark macht. Diese Ankündigung sorgt für Verunsicherung: Ist die grüne Transformation damit Geschichte?

Gigantischer Ölfund vor Brasilien

Für Aufsehen sorgte die Meldung über einen neuen Ölfund vor der Küste Rios, den BP gemeinsam mit seinem Partner Petrobras gemacht hat. Interne Quellen sprechen von potenziell mehreren hundert Millionen Barrel förderbarem Öl. Der Fund könnte langfristig zu einem entscheidenden Wachstumstreiber werden. Analysten verweisen jedoch darauf, dass Produktionsbeginn und Genehmigungen frühestens 2027 zu erwarten sind – kurzfristig hat das kaum Einfluss auf den Kurs.

Aktienrückkauf als Beruhigungspille?

Zusätzlich kündigte BP ein weiteres Aktienrückkaufprogramm im Umfang von 750 Millionen USD an. Für Anleger ist das ein positives Signal – zeigt es doch, dass das Unternehmen über ausreichend Liquidität verfügt und Vertrauen in die eigene Bewertung hat. Dennoch konnte diese Maßnahme den Kursverfall nicht aufhalten: Seit dem Hoch im April hat die Aktie rund 12 % an Wert verloren, obwohl das Marktumfeld für Energieunternehmen insgesamt stabil blieb.

Zwischen fossiler Rückkehr und Klimawandel

Die Reaktion der Börse zeigt: Anleger sind hin- und hergerissen. Einerseits bietet BP mit starkem Cashflow, solider Dividende und neuem Ölfund eine attraktive Value-Story. Andererseits wirkt der angekündigte Strategiewechsel wie ein Rückschritt. Kommt nun eine Rückbesinnung auf fossile Pfade? Oder ist der Kurswechsel nur taktisch motiviert, um Investoren wie Elliott vorerst zu besänftigen? Die nächsten Monate dürften entscheidend werden – sowohl für die Aktie als auch für die Zukunft des Konzerns.

Community-Stimmung

Im Forum von boersennews.de ist die Diskussion lebhaft. Viele Nutzer sind enttäuscht über die Kursreaktion trotz guter Zahlen. Ein User schreibt: „Da wird geliefert, aber der Markt interessiert sich nicht – frustrierend.“ Andere setzen auf den langfristigen Effekt des Ölfundes: „Sobald das vor Rio erschlossen wird, sehen wir hier ganz andere Kurse.“
Kritisch gesehen wird die neue Ausrichtung: Einige vermuten, BP kehre „klammheimlich zum alten Modell zurück“. Positiv aufgenommen werden hingegen Dividende und Rückkauf. Der Tenor: vorsichtig optimistisch, aber zunehmend ungeduldig.