Thyssenkrupp-Aktie explodiert: Wie Milliardenaufträge den Kurs treiben

Solider Jahresstart trotz Herausforderungen

Thyssenkrupp hat einen durchwachsenen Start ins Geschäftsjahr hingelegt. Während die Nachfrage in den Sparten Stahl, Automotive und Handel schwächelte, zeigte das Marinegeschäft TKMS eine beeindruckende Entwicklung. Vor allem das Neugeschäft zog stark an, wodurch der Konzern insgesamt einen höheren Auftragseingang verzeichnete. Die laufende Restrukturierung zahlte sich operativ aus – dennoch blieb unterm Strich ein Verlust.

Aktienkurs schießt nach oben

Anleger reagierten positiv: Dank eines über den Erwartungen liegenden operativen Ergebnisses und eines überraschend starken Free Cashflows zog die Aktie um über sechs Prozent an. Seit Jahresbeginn hat sich das Papier um fast 30 Prozent verteuert, auf Drei-Monats-Sicht beträgt das Plus sogar 50 Prozent. Langfristig bleibt die Kursentwicklung allerdings herausfordernd.

Marine-Sparte als Hoffnungsträger

Konzernchef Miguel López betonte, dass der Umbau weiter planmäßig verläuft. Besonders im Stahl- und Marinegeschäft stünden entscheidende Monate bevor. Thyssenkrupp arbeitet mit Hochdruck an der Abspaltung von TKMS, um die Rüstungssparte optimal für die steigende Nachfrage aufzustellen. Die Marine-Tochter könnte laut Analysten ein enormes Bewertungs- und Wachstumspotenzial bieten.

Neues Momentum im Stahlgeschäft?

Bei der Stahlsparte zeichnet sich eine Bewegung im festgefahrenen Streit um den geplanten Kapazitäts- und Stellenabbau ab. Laut Finanzvorstand Jens Schulte laufen derzeit Gespräche, um eine Lösung zu erarbeiten. Zudem soll die Sparte in ein Joint Venture mit dem tschechischen Energiekonzern EPCG überführt werden.

Umsatzrückgang, aber operatives Ergebnis überrascht positiv

Der Umsatz sank im ersten Quartal um vier Prozent auf 7,8 Milliarden Euro, belastet durch schwache Nachfrage und niedrigere Stahlpreise. Dennoch konnte das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) von 84 Millionen auf 191 Millionen Euro mehr als verdoppelt werden – eine positive Überraschung. Unterm Strich stand ein Verlust von 51 Millionen Euro, aber im Vergleich zum Vorjahresminus von 314 Millionen eine deutliche Verbesserung.

Thyssenkrupp Nucera mit gemischten Signalen

Die Wasserstoff-Tochter Nucera verzeichnete ein starkes Umsatz- und Ergebniswachstum, litt jedoch unter regulatorischen Unsicherheiten und hohen Anlaufkosten. Während das Wasserstoffgeschäft schwächelte, lief das Neugeschäft im Bereich Chlor-Alkali-Elektrolyse besser. Die Aktie rutschte zwischenzeitlich um fast sieben Prozent ab.

Optimismus dank Milliardenaufträgen und möglichem Börsengang

Wegen hoher Anzahlungen für vier U-Boote hob Thyssenkrupp seine Free-Cashflow-Erwartung an. Statt eines Abflusses rechnet das Unternehmen nun mit einem Zufluss von bis zu 300 Millionen Euro – Analysten hatten nur 100 Millionen prognostiziert. Besonders die Spekulationen über einen Börsengang der Marine-Sparte beflügelten die Aktie.

Analysten sehen großes Potenzial: Sollte der Markt TKMS als reines Verteidigungsunternehmen und nicht als Teil eines Stahlkonzerns bewerten, könnte der Börsengang eine Neubewertung ermöglichen. Auch weitere Verkäufe von Unternehmensteilen könnten den Konzernwert steigern.

Short-Squeeze und Rüstungsboom als Treiber

Zusätzlich profitierte Thyssenkrupp von einer möglichen Short-Squeeze-Situation: Rund 12 Prozent der Aktien befinden sich in den Händen von Leerverkäufern, die bei steigenden Kursen zum Rückkauf gezwungen werden.

Parallel boomt die europäische Rüstungsindustrie. Titel wie Rheinmetall und Hensoldt erreichten Rekordhochs, da Investoren auf steigende Verteidigungsausgaben setzen. Die Bank of America betont, dass 70 Prozent der nicht atomgetriebenen U-Boot-Flotte der NATO von Thyssenkrupp stammen – ein starkes Argument für weiteres Wachstum in diesem Bereich.