Tui trotzt der Winterflaute – Aktie dennoch unter Druck

Starker Jahresstart dank Hotels und Kreuzfahrten

Der Reisekonzern Tui verzeichnet zu Beginn der Wintersaison ein kräftiges Wachstum. Besonders die hauseigenen Hotels und Kreuzfahrtschiffe kurbelten das Geschäft an und bescherten dem Unternehmen bereits zum zweiten Mal in der reiseschwachen Jahreszeit schwarze Zahlen. Vorstandschef Sebastian Ebel sieht weiteres Potenzial für das laufende Geschäftsjahr, erwartet jedoch nur noch moderate Zuwächse.

Börse reagiert enttäuscht – Aktie rutscht ab

Trotz der positiven Geschäftszahlen zeigte sich die Börse unbeeindruckt: Die Tui-Aktie fiel am Dienstagmorgen nach Handelsstart um sechs Prozent auf 7,99 Euro. Der erhoffte Anstieg in Richtung des Zwischenhochs vom Dezember blieb aus. Seit Jahresbeginn ergibt sich damit ein Verlust von 4,4 Prozent.

Mehr Kunden, höhere Preise – Buchungen bleiben verhalten

Im ersten Geschäftsquartal (bis Ende Dezember) begrüßte Tui rund 3,7 Millionen Kunden – ein Plus von sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Preise stiegen im Schnitt um vier Prozent. Dennoch liegt das Buchungsplus für die gesamte Wintersaison sowie die wichtige Sommersaison bisher nur bei zwei Prozent. Besonders für den Sommer ist noch viel Luft nach oben: Erst knapp ein Drittel des Sommerprogramms ist verkauft, in Deutschland liegt die Quote bei 30 Prozent.

Umsatzsprung und starkes operatives Ergebnis

In den Monaten Oktober bis Dezember steigerte Tui seinen Umsatz um 13 Prozent auf rund 4,9 Milliarden Euro. Beim bereinigten operativen Gewinn (Ebit) erzielte der Konzern 51 Millionen Euro – mehr als das Achtfache des Vorjahres. Dennoch schrieb Tui unter dem Strich einen Verlust von 85 Millionen Euro, was für die Wintermonate in der Touristikbranche üblich ist. Finanzchef Mathias Kiep betonte, dass das erneute Erreichen der schwarzen Zahlen im operativen Geschäft ein wichtiges Signal sei.

Hotel- und Kreuzfahrtgeschäft floriert

Besonders erfreulich entwickelte sich das Geschäft mit den eigenen Hotelmarken Riu, Robinson und Tui Blue. Das bereinigte Ebit der Hotelsparte kletterte im letzten Quartal um fast zwei Drittel auf 150 Millionen Euro. Die Auslastung lag bei 80 Prozent, die durchschnittliche Rate pro Bett stieg um fünf Prozent auf 94 Euro.

Auch das Kreuzfahrtsegment legte stark zu: Die Marken Tui Cruises, Hapag-Lloyd und Marella steigerten ihr operatives Ergebnis um 40 Prozent auf 48 Millionen Euro. Dazu trug auch ein neues Schiff für Tui Cruises bei.

Boeing-Krise belastet das Geschäft

Ein Hindernis für noch bessere Zahlen bleibt die Krise beim Flugzeugbauer Boeing. Aufgrund von Produktionsproblemen und Lieferverzögerungen erhielt Tui im Winter nur drei neue Maschinen statt der ursprünglich erwarteten 16 bis 19. "Gefühlt kriegen wir gar nichts", kommentierte Ebel. Zwar gibt es genug Flugzeuge für den laufenden Betrieb, doch der Konzern muss auf ältere Maschinen zurückgreifen, die teurer im Unterhalt sind.

Wachstum bleibt das Ziel – trotz Schuldenlast

Nach der Corona-Krise, in der Tui durch staatliche Hilfen gerettet wurde, arbeitet das Unternehmen weiter an der Schuldentilgung. Vorstandschef Ebel plant für das Geschäftsjahr bis Ende September ein Umsatzwachstum von fünf bis zehn Prozent. Der bereinigte operative Gewinn soll um sieben bis zehn Prozent steigen – ohne Währungseffekte.

Die Tourismusbranche zeigt sich insgesamt robust: 2024 wurden in Deutschland 496,1 Millionen Übernachtungen gezählt – ein neuer Rekord. Besonders Campingplätze profitierten mit einem Zuwachs von fast 20 Prozent seit 2019, während die Hotellerie noch leicht hinter dem Vor-Corona-Niveau zurückliegt. Die Lust auf Urlaub bleibt ungebrochen, was Tui für die kommenden Monate Hoffnung gibt.