Schwere Vorwürfe: Menschenhandel auf BYD-Baustelle in Bahia

Der chinesische Elektroauto-Hersteller BYD sieht sich in Brasilien, einem seiner wichtigsten Auslandsmärkte, mit schwerwiegenden Anschuldigungen konfrontiert. Laut brasilianischen Arbeitsbehörden wurden auf einer Baustelle im Bundesstaat Bahia mehr als 160 chinesische Arbeiter unter „degradierenden Bedingungen“ eingesetzt, was als Menschenhandel eingestuft wurde. Die Arbeiter berichteten von langen Arbeitszeiten und unzumutbaren Unterkünften.

In Reaktion auf die Vorwürfe erklärten BYD und der beteiligte Baukonzern Jinjiang Group, die betroffenen Arbeiter vorübergehend in Hotels unterzubringen. Beide Unternehmen bestreiten die Anschuldigungen und sprechen von einem Missverständnis. Dennoch verlangen brasilianische Bundesanwälte weitere Beweismittel, um mögliche strafrechtliche Schritte einzuleiten.

Strategische Investition auf dem Prüfstand

Die Bauprojekte in Brasilien sind ein zentraler Bestandteil von BYDs globaler Expansionsstrategie. Allein in die geplante Fabrik in Bahia, die ab 2025 jährlich 150.000 Fahrzeuge produzieren soll, investiert BYD 620 Millionen US-Dollar. Doch die Vorwürfe könnten das ehrgeizige Vorhaben gefährden.

Mit einem Marktanteil von über 30 Prozent im Bereich der Elektro- und Hybridfahrzeuge in China zählt BYD zu den führenden Herstellern. International wird der Wettbewerb jedoch schärfer, vor allem in Märkten mit strengen sozialen und ökologischen Standards. Der aktuelle Fall zeigt, dass eine starke Marktposition in China nicht automatisch zu internationalem Erfolg führt, wenn globale Erwartungen nicht erfüllt werden.

Kritik aus China und diplomatische Folgen

Der Fall sorgt auch in China für Aufsehen. Prominente Stimmen wie der Journalist Hu Xijin mahnten, dass chinesische Unternehmen wie BYD ihre Standards anheben müssten, um den steigenden Anforderungen im Ausland gerecht zu werden. "Wer global führend sein will, muss auch global Verantwortung übernehmen", so Hu.

Die Vorwürfe belasten zudem die diplomatischen Beziehungen zwischen Brasilien und China. Während Brasilien zunehmend auf chinesische Investitionen setzt, steht Chinas Praxis, eigene Arbeiter für Projekte ins Ausland zu entsenden, unter wachsender Kritik. Präsident Luiz Inácio Lula da Silva betonte zuletzt die Bedeutung lokaler Arbeitsplätze, was den Konflikt weiter anheizen könnte.

Die nächsten Wochen dürften entscheidend sein: Am 7. Januar steht ein weiteres Treffen zwischen BYD, Jinjiang und brasilianischen Behörden an. Ob sich BYD von diesem Skandal erholen kann, bleibt abzuwarten – doch die Auswirkungen könnten die Expansionspläne des Unternehmens nachhaltig beeinflussen.