BYD: Versteckte Schulden und Risiken in der Elektromobilitätsbranche

Die wachsende Abhängigkeit von Supply-Chain-Finanzierungen bei BYD Co., einem der führenden chinesischen Elektrofahrzeughersteller, verdeckt laut GMT Research erhebliche Schuldenrisiken. Das Beratungsunternehmen bezeichnet BYD sogar als „süchtig“ nach dieser Finanzierungsstrategie und verweist auf alarmierende Zahlen, die den Blick auf die tatsächliche Finanzlage des Unternehmens erschweren.

Neue Modelle, neue Märkte

Am Samstag stellte BYD sein neues Elektrofahrzeug Sealion 7 in Indien vor. Mit diesem Modell zielt das Unternehmen auf eine stärkere Präsenz im indischen Markt ab, einem der vielversprechendsten Wachstumsmärkte für Elektrofahrzeuge. Angaben zum Preis machte das Unternehmen nicht, akzeptiert jedoch bereits Reservierungen. Laut Shrirang Joshi, Leiter des Vertriebs für Elektrofahrzeuge in Indien, wird das Modell in zwei Varianten erhältlich sein, mit Auslieferungen ab März.

„Mit voller Ladung und vollem Tank erreicht das Fahrzeug eine Reichweite von 1.092 Kilometern“, sagte Rajeev Chauhan, Leiter des Geschäftsbereichs Elektrofahrzeuge von BYD Indien. Das Unternehmen plant, bis Ende des Monats 40 Standorte in Indien zu betreiben.

Verschleierte Schuldenlast

Ein Bericht von GMT Research vom 10. Januar legt offen, dass BYD seine Nettoverbindlichkeiten deutlich unterschätzt. Während das Unternehmen diese Mitte 2024 mit 27,7 Milliarden Yuan bezifferte, belaufen sich die bereinigten Schulden laut GMT auf etwa 323 Milliarden Yuan (44,1 Milliarden USD). Diese Differenz ergibt sich durch die Umklassifizierung von Forderungen und Verbindlichkeiten, die nicht unmittelbar in der Bilanz auftauchen.

„Unabhängig von der Struktur handelt es sich eindeutig um eine Form der Finanzierung oder versteckter Schulden“, kommentierte GMT-Analyst Nigel Stevenson. Besonders die Kategorie „sonstige Verbindlichkeiten“, die von 41,3 Milliarden Yuan Ende 2021 auf 165 Milliarden Yuan Ende 2023 angestiegen ist, wirft Fragen auf.

Preiskampf und lange Zahlungsfristen

Der chinesische EV-Markt ist von einem intensiven Wettbewerb geprägt, der kleinere Hersteller an ihre Grenzen bringt. BYD spielt eine zentrale Rolle in diesem Preiskampf, was auch Zulieferer unter Druck setzt. Laut Bloomberg-Daten benötigte BYD im Jahr 2023 durchschnittlich 275 Tage, um Rechnungen zu begleichen – ein erheblicher Unterschied zu den internationalen Standards von 45 bis 90 Tagen.

Das Supply-Chain-Finanzierungssystem „Dilink“, das BYD 2021 einführte, ermöglicht es Zulieferern, Zahlungen vorzuziehen – jedoch oft gegen Gebühren. Bis Mai 2023 hatte Dilink Verbindlichkeiten in Höhe von 400 Milliarden Yuan ausgegeben. Die komplexe Bilanzierung dieses Systems sorgt regelmäßig für Nachfragen von Börsenaufsichtsbehörden in China.

Risiken für Investoren

Die mangelnde Transparenz über Zahlungsbedingungen und Verbindlichkeiten stellt ein Risiko für Investoren dar. „Das Problem ist, dass man keine Klarheit über die Bedingungen hat, wie schnell Gelder abgezogen werden können oder wem die Beträge genau geschuldet werden“, betont Stevenson. Solche Unsicherheiten erschweren es, die Liquiditätslage eines der größten EV-Hersteller der Welt zuverlässig einzuschätzen.