EQS-Aus in den USA 23.07.2025, 20:50 Uhr Jetzt kommentieren: 0

Rückruf trifft sensible Sparte – Sicherheitsprobleme kosten Millionen

Mercedes-Benz sieht sich mit einem massiven Rückruf konfrontiert, der nicht nur finanziell, sondern auch strategisch belastet. Weltweit müssen rund 223.000 Fahrzeuge der Modelle Viano und Vito aus den Baujahren 2002 bis 2006 zurück in die Werkstätten. Grund ist ein potenziell lebensgefährlicher Defekt: In manchen Fahrzeugen wurden offenbar fehlerhafte Airbag-Module eingebaut, die bei einem Unfall explodieren und Metallteile in den Innenraum schleudern können. Die Airbags werden damit zur Gefahr statt zum Schutz – ein bekanntes Problem, das bereits mehrere Automarken schwer getroffen hat.

Mercedes reagiert zügig, informiert betroffene Halter schriftlich und übernimmt die Reparaturkosten. Der Austausch dauert laut Konzernangaben etwa eine Stunde. Auch wenn der finanzielle Schaden für einen Konzern dieser Größenordnung verkraftbar ist, sendet der Rückruf ausgerechnet im Nutzfahrzeugsegment ein kritisches Signal. Denn gerade hier erwartet man von Mercedes planbare Erlöse und robuste Margen – Überraschungen wie diese bringen unnötige Unruhe ins Geschäft.

Elektrolimousinen auf Eis – Fragen zur US-Strategie

Parallel dazu sorgt eine weitere Nachricht für Stirnrunzeln an den Märkten: Mercedes stoppt ab September die Produktion seiner elektrischen Luxusmodelle EQE und EQS in den USA. Neue Bestellungen werden dort vorerst nicht mehr angenommen. Offizielle Gründe nennt der Konzern nicht. Doch laut Branchenbeobachtern steckt hinter dem Schritt ein deutlicher Nachfragerückgang auf dem US-Markt, einem der wichtigsten Absatzgebiete für Premium-Elektroautos.

Besonders der EQS, dessen Preis jenseits der 100.000 US-Dollar liegt, galt bisher als Hoffnungsträger für hohe Margen in der E-Offensive des Konzerns. Dass ausgerechnet dieses Modell nun vom Band genommen wird, wirft neue Fragen zur Elektromobilitätsstrategie von Mercedes auf. Die Investitionen in neue Antriebsplattformen und Produktionslinien gehen in die Milliarden – ohne stabile Nachfrage droht der Umbau teurer zu werden als geplant. Während Wettbewerber wie Tesla ihre Position im E-Segment weiter festigen, geraten die deutschen Premiumhersteller zunehmend unter Zugzwang.

Aktie auf wackeligem Fundament – entscheidende Tage voraus

Die Mercedes-Benz-Aktie pendelte zuletzt im Bereich um die 54-Euro-Marke und zeigt sich angesichts des schwachen Newsflows nervös. Ob sich daraus ein Abwärtstrend entwickelt oder lediglich eine temporäre Schwächephase vorliegt, dürfte sich am 30. Juli entscheiden. Dann legt der Konzern seine Quartalszahlen vor. Investoren hoffen auf starke Zahlen aus China und ein solides Ergebnis im Premiumsegment – doch mit Blick auf die jüngsten Entwicklungen ist die Nervosität hoch. Die kommenden Handelstage könnten somit zum Wendepunkt für die Mercedes-Aktie werden.