Volkswagen im Verteidigungssektor? Konzern öffnet Tür für Militärkooperationen

VW erwägt Einstieg in die Rüstungsbranche

Volkswagen AG zeigt sich offen für eine verstärkte Rolle in der europäischen Verteidigungsindustrie. Angesichts wachsender geopolitischer Spannungen und der abnehmenden Verlässlichkeit der US-Sicherheitsgarantien unter Donald Trump könnte der deutsche Autobauer sein Know-how für den Bau von Militärfahrzeugen zur Verfügung stellen.

„Wir haben Expertise in der Automobilproduktion und sind bereit, Beratung anzubieten. Noch ist jedoch nichts entschieden“, erklärte VW-CEO Oliver Blume auf der Jahrespressekonferenz in Wolfsburg.

Europas Rüstungsboom: VW könnte profitieren

Die Ankündigung kommt zu einem Zeitpunkt, an dem europäische Staaten ihre Verteidigungsausgaben massiv erhöhen. Nachdem Trump die Militärhilfe für die Ukraine gestoppt und den Zugang zu Geheimdienstinformationen eingeschränkt hat, sieht sich Europa gezwungen, eigenständig aufzurüsten.

VW hat eine Historie in der Militärproduktion: Neben Fahrzeugen für die Bundeswehr produzierte das Unternehmen einst den VW Typ 181, der unter dem Namen „The Thing“ auch in den USA bekannt war. Über das Tochterunternehmen MAN Truck & Bus ist VW bereits über ein Joint Venture mit Rheinmetall im Rüstungssektor aktiv.

Blume hält die verstärkte militärische Investition Europas für unausweichlich: „Angesichts der geopolitischen Lage müssen wir uns sicherheitspolitisch neu aufstellen.“

Aktienkurs steigt trotz Unsicherheiten

Trotz wirtschaftlicher Herausforderungen verzeichnete die VW-Aktie ein starkes Wachstum. Das Papier kletterte um 1,9 % auf 112,05 Euro und legte seit Jahresbeginn um über 25 % zu.

Die Prognosen für 2025 bleiben jedoch zurückhaltend. Der Umsatz soll um bis zu 5 % auf 324,7 Milliarden Euro steigen, während die operative Marge zwischen 5,5 und 6,5 % erwartet wird – ein Niveau, das dem Vorjahr entspricht. Analysten hatten mit niedrigeren Umsätzen gerechnet, während die Margenerwartungen im Rahmen der Prognosen lagen.

China-Geschäft unter Druck – Einsparungen geplant

VW kämpft weiterhin mit Herausforderungen im chinesischen Markt. Der operative Gewinn der dortigen Gemeinschaftsunternehmen sank 2024 von 2,6 auf 1,7 Milliarden Euro und könnte 2025 weiter auf 0,5 bis 1,0 Milliarden Euro abrutschen. Hauptgründe sind hohe Investitionen in neue Technologien und ein anhaltender Preiskampf mit lokalen Elektroautoherstellern.

Um profitabler zu werden, plant VW deutliche Kostensenkungen. Zwischen 2025 und 2029 sollen die Investitionen von bisher geplanten 180 auf 165 Milliarden Euro reduziert werden. Besonders im Bereich der Verbrennungsmotoren und der Batteriezellproduktion wird gespart.

Zudem setzt VW verstärkt auf Kooperationen wie die mit dem US-Elektroautobauer Rivian, um Software-Entwicklung schneller und kosteneffizienter voranzutreiben. Die defizitäre Software-Tochter Cariad belastet den Konzern weiterhin mit Milliardenverlusten.

Dividendenkürzung trotz solider Zahlen

Trotz eines operativen Ergebnisses von 19,1 Milliarden Euro (–15 % im Vergleich zum Vorjahr) wird die Dividende um 30 % auf 6,36 Euro pro Vorzugsaktie gesenkt. Neben steigenden Fixkosten belasteten Sonderausgaben, darunter das Audi-Werk in Brüssel und Stellenstreichungen, die Bilanz.

Blume zeigt sich dennoch optimistisch: „Wir haben ein herausforderndes Jahr hinter uns, aber unsere Maßnahmen zur Effizienzsteigerung werden langfristig Früchte tragen.“